Das Auto von Maria Sanchez bleibt auf einer einsamen Landstraße liegen. Als sie
das Reserverad aus dem Kofferraum holt, hält ein Wagen neben ihr und ein
bedrohlich aussehender Mann steigt aus. Colin Hancock hilft ihr den Reifen zu
wechseln und fährt anschließend wieder in die Nacht. Als Marias Schwester
Serena den Unbekannten zufällig in einer ihrer Vorlesungen trifft, vermittelt
sie ein Treffen mit Maria, damit diese sich bei ihm bedanken kann. Aus dem
arrangierten Treffen entwickelt sich mehr, denn der vorbestrafte Colin und die
zielstrebige Anwältin verlieben sich ineinander. Allerdings steht ihre
Beziehung von Beginn an auf wackeligen Beinen. Officer Margolis wartet nur
darauf, Colin, der auf Bewährung ist, wieder ins Gefängnis zu bringen. Die
Situation eskaliert, als ein Stalker auftaucht und Maria verfolgt.
Seit vielen Jahren (genauer gesagt, seit "Du bist nicht allein" im
Jahr 2004) bin ich ein Fan der Romane von Nicholas Sparks, die immer wieder das
Herz berühren. Jetzt musste seine Leserschaft, die bisher längste Pause
überbrücken. Gut zweieinhalb Jahre sind seit seinem letzten Roman "Kein
Ort ohne dich" vergangen. Wer sich verwundert fragt, warum Nicholas Sparks
auch in seiner amerikanischen Heimat vom bisherigen Veröffentlichungsturnus -
ein Roman im Jahr - abgekommen ist, mag vielleicht eine Erklärung darin finden,
dass sich der Großmeister der literarischen Gefühle Anfang 2015 nach 25 Jahren
von seiner Frau getrennt hat.
Meine Erwartungen an den neuen Roman waren auf jeden Fall sehr groß, noch dazu,
als bekannt wurde, das Nicholas Sparks erstmals Thrillerelemente in einen Roman
packt. Eine Aussage, die meiner Meinung nach nicht korrekt ist, da er auch schon
in "Du bist nie allein" damit gespielt hat.
Nachdem ich den Roman nunmehr beendet habe, lässt er mich mit zwiespältigen
Gefühlen zurück. Erstmals seit ich Romane von Nicholas Sparks lese, konnte der
Amerikaner mich nicht wirklich begeistern. Den Grund dafür, kann ich jedoch nur
schwer in Worte fassen. Die Geschichte von Colin und Maria ist gar nicht
schlecht, zumal insbesondere Colin aufgrund seiner Vergangenheit eine mehr als
reizvolle Figur ist. Trotzdem schafft es Nicholas Sparks diesmal nicht, die
Worte zu finden, die mich so berühren, wie es andere Romane von ihm geschafft
haben. Dazu kommt, dass sich die ersten gut 250 Seiten etwas in die Länge
ziehen. Eine Tatsache, die ich bisher bei keinem Sparks-Roman hatte.
Mit dem Auftauchen des Stalkers kommt dann die Thrillerkomponente hinzu. Auch
diese ist an sich nicht schlecht, konnte mich in letzter Konsequenz aber auch
nicht komplett begeistern. Das das Ende dann eher kitschig als typisch für
Nicholas Sparks ist, rundet den durchschnittlichen Eindruck ab, den der Roman
bei mir hinterlassen hat.
Fazit
Ob es an seiner Scheidung oder an der neuen Übersetzerin Astrid Finke liegt -
Fakt ist, dass "Wenn du mich siehst" der bisher schwächste Roman von
Nicholas Sparks ist. Allerdings ist dies immer noch ein Jammern auf hohem
Niveau. Trotzdem hoffe ich, das er mit seinem neuen Roman "Two By
Two", der im Oktober diesen Jahres in den USA erscheint, wieder zu alter
Höchstform zurückfindet.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 27. Mai 2016 2016-05-27 18:50:17