Nach seinem letzten, äußerst spektakulären Fall verfällt Sherlock Holmes
wieder seiner Drogensucht und rutscht in tiefe Depressionen. Grund genug für
seinen Freund Dr.Watson, mit ihm das ländliche Somerset zu besuchen. In der
Idylle des Landlebens soll sich der Consulting Detektive erholen. Doch schon
kurz nach ihrer Ankunft erfahren Holmes und Watson von einem Einbruch. Als kurz
darauf ein zweiter Einbruch passiert, in dessen Folge ein Dorfbewohner ums Leben
kommt, sind die Lebensgeister des Meisterdetektives geweckt. Zusammen mit
Inspector Forrester von der örtlichen Polizei versucht Holmes, die Wahrheit
herauszufinden. Zusätzlich fordert eine junge Frau namens Joanna Openshaw das
Genie des Detektivs. In ihrer Familie kam es zu zwei mysteriösen Todesfällen,
die sie nicht als Unfall abtun möchte. Holmes hat also alle Hände voll zu tun,
was seiner Genesung durchaus förderlich ist.
"Der Somerset-Fall" ist die vierte Folge der Sherlock-Holmes-Serie aus
dem Hörverlag. Erstmals zeichnet sich Nadine Schmid für das Buch
verantwortlich und führte gleichzeitig auch die Regie dieser
Hörspielproduktion. Dabei greift sie ein Thema auf, das auch in den klassischen
Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle bereits angedeutet wurde - der
Burnout des genialen Ermittlers. Die Geschichte an sich fängt dabei relativ
beschaulich an, nimmt aber im weiteren Verlauf an Fahrt und Brisanz zu. Dabei
gelingt es auch diesmal, Holmes und Watson in das aktuelle Jahrtausend zu
transportieren, ohne dass dabei ihre Wurzeln verleugnet werden.
Auch die Produktion an sich, kann wieder überzeugen. Zwar ist der Part von
Florian Lukas nicht ganz so stark, wie in den ersten drei Folgen, aber
überzeugend ist seine Darstellung des John Watson allemal. Dafür kann Johann
von Bülow ein weiteres Mal alle Stärken seiner Schauspielkunst in diese Rolle
legen. Bei ihm hat der Hörer das Gefühl, das er Holmes nicht nur spricht,
sondern wirklich lebt. Insbesondere die Gratwanderung zwischen den depressiven
Phasen und den euphorisierenden Ermittlungen spricht von Bülow so gut, dass es
keiner Bildhaftigkeit bedarf, um seine Gefühle darzustellen. Auch die weiteren
Rollen sind mit Lena Stolze, Winnie Böwe, Gerd Wameling, Christian Koerner oder
Katharina Matz hervorragend besetzt.
Ein großes Lob gebührt auch wieder Jean-Boris Szymczak und Theresia Singer
für die akustische Umsetzung des Hörspiels. Egal ob Musik oder
Geräuschkulisse, für jede Einstellung gibt es die passende Untermalung, so
dass man hier wieder einmal die abgedroschene Formulierung vom großen Ohrenkino
verwenden kann.
Fazit
Würde Sir Arthur Conan Doyle noch leben, hätte er an "Sherlock & Watson -
Neues aus der Baker Street" seine wahre Freude. "Der
Somerset-Fall" erzählt eine sich steigernde, schlüssige und spannende
Geschichte mit aktuellem Bezug und hervorragenden Sprechern. Im direkten
Vergleich mit den ersten drei Folgen ist dieser Fall jedoch von der inhaltlichen
Ausgestaltung eine Nuance schwächer, weshalb es nur für 9 Sterne reicht.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 06. Mai 2016 2016-05-06 17:15:48