Der Roman ist der Auftakt einer Reihe von Romanen, die sich um die Auswanderung
der Emily Bregartner und ihrer Familie drehen. Es geht ins Hamburg des 19.
Jahrhunderts. Hamburg erlebt gerade den größten Brand seines Bestehens. Die
Häuser vieler Stadtteile sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die
Familie Martin Bregartners, Emilias Vater, wohnt außerhalb in Othmarschen. Das
Haus seines Bruders in der Stadt ist vom Feuer getilgt worden, weshalb Hinrich
mit seiner Frau bei den Verwandten in Othmarschen aufgenommen wird. Was
eigentlich für kurze Zeit gedacht war, entwickelt sich wegen der
Schwierigkeiten beim Aufbau der Stadt zu einem Dauerzustand. Hinrichs Frau
übernimmt das Haus in Othmarschen in ihrer Selbstgefälligkeit. Darunter leidet
nicht nur Emilia, sondern auch alle Bediensteten.
Ulrike Renk hat das Bild einer bürgerlichen Familie in der Mitte des 19.
Jahrhunderts gezeichnet. So entgeht ihm nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit
Thomas Manns "Die Buddenbrooks", was nicht zuletzt auch an der
norddeutschen Regionalität liegen mag. Die Figuren sind umfangreich
charakterisiert. Nicht nur Emilia als Protagonistin und tragende Figur, auch
alle ihre Verwandten und Freunde werden umfassend dargestellt, so dass sich der
Leser eine entsprechende Meinung zu ihnen bilden kann. Schnell ist die
Unterscheidung zwischen "gut" und "böse" möglich, um
letztendlich doch noch überrascht zu werden. Einzelne Figuren werden sehr
sympathisch gezeichnet, wozu die Autorin auch die Macht der Dialoge nutzt. Da
mit den Bediensteten nicht nur die Oberschicht dargestellt wird, werden auch
Dialekte wie das Hamburger Platt eingesetzt.
Fesselnd ist die Schiffsreise um das Kap Horn beschrieben. Mit sehr viel Akribie
hat Renk auf den Einsatz der seemännischen Sprache wertgelegt. Diesen Passagen
sind weitgehend stimmig und erinnern an dem im Buch oft genannten Roman
"Moby Dick" oder andere Seefahrergeschichten. Seite für Seite gibt es
für den Leser immer wieder Neues zu entdecken. So erschließt sich ihm
schließlich ein Gesamtbild der damaligen Zeit, wie sie tatsächlich hätte sein
können. Zwar wird heute nicht mehr in einem solchen Umfang von Hamburger
"Pfeffersäcken" gesprochen, aber so, wie im Roman geschildert, kann
der Leser sie sich gut vorstellen.
Fazit
Hass und Freude liegen für den Leser nah beieinander. Rührend so manche
Episode. Für Liebhaber einer Familiensaga, die er nicht verpassen sollte.
Allein deshalb ist der Roman schon empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 01. Mai 2016 2016-05-01 18:19:56