Konzentriert und komprimiert
Einen etwas anderen als sonst üblichen Einblick in die Geschichte der
Philosophie (zumindest in deren Hauptströmungen) legt Martin M. Meyer mit
diesem reich bebilderten Überblickswerk vor. Auf den ersten Eindruck her fast
wie ein Schulbuch gestaltet, glänz das Werk durch seine geschickte Reduktion
der philosophischen Epochen, Autoren und Werke. Sehr übersichtlich, immer
wieder, neben den Illustrationen mit knappen und präzisen, grafisch abgesetzten
Zusammenfassungen versehen, findet der Leser alle wesentlichen Namen und
Gedankengebäude der Philosophie durchaus fundiert in nicht nur lexikalischer
Form wieder, zudem in einer sehr verständlichen Sprache fließend verfasst,
welche die Lektüre hochgradig erleichtert.
"Was würden wir tun, wenn wir auf den Inseln der Glückseligen lebten, wo
für all unsere Bedürfnisse gesorgt wäre"?
Eine der Fragen, die in sich die Kernfrage (in diesem Falle Aristoteles) der
gedanklichen Überlegungen in sich tragen, die von Meyer im Folgenden dann
luzide beantwortet werden. Jenes "freie geistig-theoretische Leben, dass
der Erkenntnis dient", wie es Aristoteles als Idealbild vorschwebt kann
dabei durchaus wie ein Leitfaden über der gesamten Darstellung der
philosophischen Gebäude durch die Jahrhunderte hindurch stehen. Ob die
griechische Klassik im Mittelpunkt steht, die Hellenisten, Renaissance und
frühe Neuzeit, der deutsche Idealismus oder die Hauptströmungen der
Philosophie des 19. Und 20. Jahrhunderts, chronologisch stellt Meyer die
Protagonisten und die wesentlichen "Schulen" der Philosophie im
Überblick verständlich vor.
Dass dabei eine entsprechende ausgeweitete Tiefe und Breite der Argumente und
Diskurse nicht Teil des Werkes sind, sondern nur angedeutet werden, versteht
sich ob der komprimierten Darstellung von selbst und ist auch gar nicht Ziel des
Werkes. Umso anregender verbleiben nach er Lektüre die praktischen Verweise
Meyers, der immer die Rezeption der Gedanken, den "Sitz im Leben" der
Philosophie mit im Blick hat. So, wie er für die Gegenwart auf die hohe
Bedeutung der Ethik und der praktischen Philosophie hinweist als notwendige
Reflexionen und Rahmungen einer diffundierenden Welt. Der Diskursbegriff
Foucaults und die sprachkritische Herangehensweise durch Habermas wirken hier
gegenwärtig prägend nach und werden im Buch ebenfalls in ihren Grundzügen
erläutert. Abgerundet wird die Darstellung durch eine übersichtliche Zeittafel
am Ende des Werkes, in dem Denkschulen, Autoren und Werke auf Anhieb zugeordnet
werden können.
Fazit
Alles in allem eine hervorragende Heranführung an die Philosophie im
Allgemeinen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 15. April 2016 2016-04-15 12:52:11