Den "Helikopter" landen
Viel ist in den letzten Jahren geschrieben und gesagt worden zum Phänomen der
"Helikoptereltern". Zu jener Haltung zwischen "Management der
eigenen Kinder" von früh an (in bester Absicht) bis hin zu jener
Betrachtung von "Über-Behütung", die bereits in Kindergärten und
Grundschulen von Beginn an ansetzt, mit Erziehern und Lehrerinnen den engen
Kontakt sucht.
Eine Haltung sicherlich mitbegründet angesichts einer differenzierter werdenden
Welt, in der vermeintlich nur "die Besten" einen einigermaßen
gesicherten Platz finden werden. Gepaart mit der zunehmenden doppelten
Berufstätigkeit der Eltern (und der Zahl der Alleinerziehenden), entsteh so
eine Gemengelage aus Ganztagsschulen, Betreuungen, einer Verdichtung und
Erweiterung des Schulstoffs auf den weiterführenden Schulen, die scheinbar den
"vollen Einsatz" von Eltern erfordern.
Doch, und das fragt nicht nur Margit Stamm zurecht, wo bleibt da der Freiraum?
Die Kindheit und Jugend als auch Erlebniswelt? Als eigener Lernort für Kinder
und Jugendliche, die u.U. schon von klein auf an durch Smartphones
"überwacht" werden, zumindest in ihrem Aufenthaltsort? Die im
Kindergarten am besten bereits mit der ersten Fremdsprache beginnen, bei denen
die Nachhilfeindustrie einen Boom erlebt. Kinder, die sich einer wesentlich
engeren Rahmung und Kontrolle und Forderungen gegenübersehen, als es bis dato
in allen Generationen vorher der Fall gewesen ist.
Nun mag es auch nicht die Krone der Erziehung gewesen sein, noch vor 80-100
Jahren Kinder einfach "nebenbei mitlaufen" zu lassen, doch gerade für
eine gesunde Entwicklung, für eine Chance auf eigene Erfahrungen und damit der
eigenen Persönlichkeitsbildung benötigen Kinder Freiräume. Experimente.
Abenteuer.
So plädiert Margit Stamm zurecht und, sehr fundiert, auch überzeugend für
eine "Entspannung". Für eine Beendigung, zumindest ein deutliches
"Abstand nehmen" von "Förderwahn und Überbehütung". Und
das nicht nur zum Wohl der Kinder, auch zum "Profit der Eltern".
"Je mehr unsere Gesellschaft Erfolg und Versagen den Müttern und Vätern
zuschreibt und dabei mit Angstszenarien argumentiert, desto größer werden ihre
Verantwortungs- und Schuldgefühle".
Je weiter die Lektüre fortschreitet, desto klarer wird, das Margit Stamm sehr
sachlich Dinge versucht, wieder "zurecht-zu rücken", die
"ver-rückt" worden sind. Mit dem Blick auf eine "Win-Win"
Situation, die Eltern ein Mehr an Loslassen und eigener Entspannung erlaubt (man
kann einfach nicht das Leben eines anderen, auch nicht des eigenen Kindes
stellvertretend leben und regeln) und den Kindern damit ein Mehr an Freiraum
für eine ganz eigene Erkundung der Welt überlässt.
Eltern sind "nicht an allem schuld" und statt des eher verkrampften
und verkrampfenden Versuchs, "perfekte Eltern" zu sein oder zu werden,
ist es der vielleicht bedenkenswert bessere Weg, "hinreichend gute
Eltern" zu sein.
Fazit
Trotz der sehr sachlichen, teils wissenschaftlichen Sprache lesen sich die
Einlassungen Stamms lesenswert und hilfreich und bieten nicht "einfach
so", sondern mit Sinn und Verstand andere Denk- und Lebensmodelle für den
Umgang mit den eigenen Kindern an, als sich zu sehr in die Erfahrungswelt und
das Erleben der Kinder kontrollierend und bestimmend einzubringen.
Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für alle Eltern.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 04. April 2016 2016-04-04 11:53:49