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David Mitchell: Die Knochenuhren

Die Knochenuhren

von David Mitchell (Biografie)
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Fantasy
ISBN-13 978-3-498-04530-2

Preis: 5,93 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Holly Sykes Eltern betreiben in der englischen Grafschaft Kent den Pub Captain Marlow, der das Familienleben dominiert. Holly verdient zwar Geld durch ihre Mithilfe, aber wie viele Jugendliche will sie einfach nur raus. Die Enttäuschung über ihren Liebsten Vinny ist schließlich der Auslöser, dass Holly die Schule hinwirft und abhaut. Zur Zeit des englischen Bergarbeiterstreiks 1984 trampt sie los, schlägt sich als Erdbeerpflückerin durch und trifft dabei interessante Figuren, die an ihren Lebensweg andocken. Parallel zu Hollys Verschwinden wird auch ihr jüngerer Bruder Jacko vermisst, der nach einer Meningitis-Erkrankung hilfebedürftig blieb und zugleich eine sonderbare Inselbegabung entwickelte. Schon früh hat Holly übersinnliche Fähigkeiten entwickelt, eine aus der Familie ihrer irischen Mutter vererbte Eigenschaft, die sie zunächst aus Angst geheim hält, für psychisch krank gehalten zu werden. Durch die familiäre Gabe wirkt Hollys besonderes irisches Ohr völlig glaubwürdig. Ihre Wahnvorstellungen und Visionen dagegen wirken äußerst bedrohlich. Mit dem Erwachsenwerden zeigen sich ihre übersinnlichen Fähigkeiten immer ausgeprägter. Hollys Weg kreuzen ihr Jugendfreund Ed, der als Erwachsener als Kriegsreporter arbeiten wird und die grandiose Figur einer irischen Großtante, die mit dem Fahrrad nach Katmandu reiste. Scharfzüngige Seitenhiebe auf Autoren, das Schreiben, Kritiker oder die Rolle des Profits in den Kriegen der Neuzeit sind z. B. um die Figur Eds herum zu entdecken.

In Knochenuhren erzählt David Mitchell wieder multiperspektivisch von einer Vielzahl von Figuren, deren Wege sich weltweit und mehrfach kreuzen und die teils als Icherzähler auftreten. Zeitweilig wirkt der schnelle Wechsel zwischen Erzählen aus der 1. und der 3. Person wie ein Wackelkontakt im Manuskript. Bei Mitchells Spiel mit der Wahrnehmung seiner Leser erhält man den Eindruck, dass er von seiner multiperspektivischen Darstellung eine Steigerung in 3D entwickelt hat. Wer kein Interesse für Phantastisches hat, könnte enttäuscht davon sein, dass der Roman sehr früh auf eine phantastische, übersinnliche Ebene einschwenkt. So wird es möglich, dass die Handlung in die Zukunft vorausläuft und apokalyptische bis dystopische Entwicklungen bis zum Jahr 2043 zu verfolgen sind. Das Voranschreiten in die Zukunft ist Holly aufgrund ihrer spirituellen Kräfte durchaus bewusst. Mitchells Figuren agieren überzeitlich. So sonderbar die Ereignisse auch wirken mögen, so treffend beschreiben sie den derzeitigen Zustand unserer Welt.

Die lakonischen Dialoge des Romans auf Hollys sonderbaren Wege allein sind sprachlich ein Genuss und wurden von Volker Oldenburg in zeitgemäßes Deutsch übersetzt.
Fazit
Aus Kenntnis Mitchells früherer Romanen ist vorauszusehen, dass sie wie ein Büffet mit zahlreichen Häppchen wirken können, die einem nicht alle schmecken müssen. Auch wenn ich die zahlreichen Verknüpfungen zwischen den Personen und zu aktuellen Ereignissen fasziniert verfolgt habe, sind mir die Ereignisse nach dem ersten Drittel des Buches zu abgedreht.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 13. März 2016

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