Ich muss gleich zu Beginn gestehen, dass dieser Roman ein ganz besonderes
Gefühl beim Lesen in mir hervorrief. Ein Gefühl, welches sich nicht bei jedem
Buch einstellt, auch wenn es mit der höchsten Punktzahl meinerseits bewertet
wird.
Doch worum geht es? Tabor Süden arbeitet als Detektiv in der Detektei bei Edith
Liebergesell. Der Detektei geht es finanziell nicht besonders, außerdem müssen
alle den Tod eines Kollegen verarbeiten. Die Firma bekommt den Auftrag zur Suche
eines verschwundenen Geschäftsmannes. Die Ex-Freundin und Noch-Angestellte des
Gemüsehändlers hat sich nach zwölf Tagen aufgerafft und die Detektei
beauftragt. Ihren Worten nach war sie zuvor bei der Polizei, doch da der Mann
sein eigenes Leben führte, außerdem eine neue Partnerin hatte, war das für
die Polizei keine Vermissung. Er könne jederzeit wieder auftauchen. So gelang
der Fall an Tabor Süden. Dieser ermittelt akribisch, er befragt zunächst die
Auftraggeberin, danach noch weitere Personen. Er hat jedoch immer das Gefühl,
nie die Wahrheit zu hören.
Hier zeichnet sich der besondere Stil von Friedrich Ani ab. Er ist ein
ausgesprochen guter Beobachter und dringt tief in die Köpfe der Menschen, um
ihr Innerstes nach oben zu führen. In ungemein sanfter Weise lässt er auch
seinen Ermittler Tabor Süden seine Fragen stellen, Recherchen durchführen und
über sich und das Leben nachdenken. Der Fragestil Südens, der mehr auf
Feststellungen denn aus Fragen besteht, ist eine ganz besondere Methode. Als
Leser wird man dabei dem Gedankengang des Protagonisten folgen können.
Krimileser sind häufig darauf bedacht, mit denen Ermittlern
"mitzuermitteln". Dabei versuchen sie meist, mehr zu erfahren, als die
Ermittler wissen. Ani hingegen zeigt dem Leser eine (sympathische) Nase. Mit der
Fragetechnik Südens wird dem Leser immer wieder aufgezeigt, dass Süden mehr
weiß bzw. ahnt, als der Leser zu vermuten vermag. Das erzeugt einen ganz
besonderen Reiz, eine ganz besondere Spannung beim Lesen.
Ein anderer Charme bei der Lektüre dieses Romans liegt in der Sinnlichkeit, in
der Gemütlichkeit des Geschehens. Es gibt keine überbordende Hektik und
Aktion, die die Handlung treibt. Es sind vielmehr die leisen Töne, die Gedanken
des Protagonisten, die für den Genuss beim Lesen sorgen. Das schafft bei weitem
nicht jeder Roman, eher wird man einen solchen Roman vielleicht alle zwei Jahre
in die Hände bekommen. Diese besondere Ruhe, die ich verspürte, erinnerte mich
ganz stark an die Romane von Siegfried Lenz.
Fazit
Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, als abschließend zu sagen:
Schön! Ich gebe gerne eine volle Punktzahl für diese Geschichte und bin
gespannt auf den weiteren Lebensweg von Tabor Süden.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 16. März 2016 2016-03-16 22:24:27