Empathischer Ratgeber
Ein "wohlwollender, fürsorglicher Umgang mit sich selbst", das ist
es, was Christian Firn in diesem schmalen, sehr auf das ganz praktische Leben
und Erleben ausgerichtete Buch dem Leser ans Herz legen möchte. Wenn die Fluten
über einem zusammenschlagen, wenn Depression im Raum steht, wenn alles mehr und
mehr im dunkelgrau bis schwarz versinkt. Ein Zustand, ein Erleben, das mit Recht
als eine Art "Volkskrankheit" benannt werden kann und dessen Spitze
sich in der hohen Zahl der Suizide in Deutschland ebenso ausdrückt, wie im um
sich greifenden "Burn Out" (nichts Anderes als eine tiefe Depression)
oder allein bereits in der sich potentiell steigernden Verschreibung von
Anti-Depressiva.
Wie wichtig diese Fähigkeit (und das Instrumentarium) eines "für sich
selbst Sorgens" ist, wird nicht nur im Lauf der Lektüre überaus deutlich,
sondern erschließt sich ohne weiteres bereits dem einfachen Nachdenken. Denn
wem es gelingt, über gute, stabilisierende Schritte für sich selbst überhaupt
in einer depressiven Phase nachzudenken, der ist fürwahr, wie Firus formuliert,
beim "ersten Schritt heraus aus der Depression", der kann sogar durch
und in einer Depression genau jenen "Türöffner" für sich entdecken,
sich um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu kümmern.
Zunächst nun wendet sich Firus kompakt, praxisnah und verständlich der
(Selbst-) Diagnostik und näheren Beschreibung der Depression zu, mitsamt einer
Erklärung der Herkunft dieses Erlebens im Rahmen des
"Vulnerabilis-Stress-Modells". Bevor er dann, und das ist der gut zu
lesende und schon bei der Lektüre wohltuend wirkende Kern des Buches, einzelne
Schritte der Selbsthilfe sorgsam und, vor allem, motivierend und für den
Lebensalltag passend erläutert. Beginnend damit, Essen, Trinken, Schlafen, eine
allgemeine "Lebenshygiene" unbedingt als Rahmung sich selbst zu
verordnen, so schwer es auch fällt. Ebenso, wie es zwar nur mit viel Mühe
gelingen kann, dennoch aber unverzichtbar ist, "mit beiden Augen" zu
sehen und nicht dem Strudel des "Schwarz in Schwarz" mit seinen
vielfachen, sich selbst steigernden Fehlinterpretationen zu verfallen.
Dass Gefühle beeinflussbar sind, auch durch sich selbst, dass Selbstabwertung
eine "natürliche" Folge der Depression ist, aber eben auch ein Trug,
dass Beziehungen immens bedeutsam sind und Bewegung einer der wesentlichen
Schlüssel zum "in den Griff nehmen", all das sind keine unbedingt
neuen, bahnbrechenden Erkenntnisse, dennoch aber wichtige Momente, in dieser
Form zusammengefasst wie eine "Programm" nun vorzuliegen. Bis hin zu
jener Fähigkeit, die es benötigt, aus dem ständigen "Ja, aber" der
"dunklen Phase" ein "Ja, und" eines konstruktiven Umganges
mit sich und seinem Leben zu finden.
Fazit
Dass das alles nicht einfach ist und nicht so einfach gelingt, dass es
Situationen gibt, bei der es professioneller Hilfe umgehend bedarf, auch das
leugnet Firus nicht und bietet auch in dieser Hinsicht Instrumente der
Selbsteinschätzung und der weiteren Möglichkeiten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 07. März 2016 2016-03-07 12:06:35