Mit ganz eigener Färbung
Beginnend bei der "Ballade meiner Kindheit" und dann durch die
verschiedenen Stadien des Lebens, der zeitgeschichtlichen Ereignisse, der
bewegenden großen, aber auch kleinen Dinge hindurch, oft mit einem Ahnen, einem
Verweis, einem "Nach-Schwingen" hinein in das Große, allgemein
menschliche hinein versehen, so gestaltet Itzig Manger seine jiddischen
Gedichte, seine "Verse des Lebens".
"Von alten Bettlern, die fluchen den Frost,
und von Müttern, die segnen das Feuer".
Die Welt und ihre Menschen. Jene, die für den Tag zu kämpfen haben, die eher
das Schicksal ertragen denn gestalten, mit dieser Welt der "kleinen Taten
und gestern" ist Manger verbunden. Tief verbunden und kommt in seinem Werk
immer wieder kreisend auf diese "Welt in der Welt" zurück. Geprägt
vom "jüdischen Osteuropa" und der dort damals stark verankerten,
traditionsreichen jüdischen Kultur, die schon zu Zeiten vor Ausbruch des
zweiten Weltkrieges immer auch eine "überlebende", kämpfende Kultur
war, bedrängt vom Umfeld, nicht unbedingt gern und gut gelitten.
"Unter den Ruinen ein Kopf mit blondem Haar -
der Kopf wie die Vernichtung,
beide sind sie wahr.
Geschick, Du mein Geschick".
Wie auch Manger und seine Familie selbst Armut und Hunger gut kannten. Eine Zeit
aber auch, die in Manger die Sehnsucht wachrief nach Freiheit und Verbundenheit.
Wie sehr Manger aus diesem reichen Umfeld schöpfte, lässt sich in seinem
Schaffen biographisch gut festmachen. Denn als Überlebender im Exil, beraubt
seiner Heimat, seiner inneren Verbundenheit, da "erstickte das
Gedicht" zunehmend und spürbar.
Von der beginnenden Entfaltung bis zur kreativen Schaffensperiode von 1928-1938
und ein wenig darüber hinaus, zeugt dieser Gedichtband mit seiner kongenialen,
den Kern der Aussagen atmosphärisch aufnehmende und treffende Übersetzung von
der Schaffenskraft und der Sensibilität des "jüdischen Prinzen der
Ballade"
"Ich seh, die Sehnsucht öffnet
Die Fenster in jedem Haus
Und schaut mit treuen Augen
auf alle Wege hinaus".
Fazit
Es lohnt sich überaus, Manger auf diesen "Wegen der Sehnsucht" zu
begleiten und, in aller Ruhe (denn schnell lesen ist bei dieser Poesie kaum
sinnvoll), diese Seiten der Welt auch in sich selbst zum Klingen zu bringen. Die
Sehnsucht, die Poesie des ganz einfachen Lebens. Die Gefährdungen des Seins,
die Hoffnungen, der Schmerz der unerfüllten Hoffnung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 04. März 2016 2016-03-04 11:08:14