Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er
beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger
Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet hat, mehr Ansehen
zu erlangen, bittet er um die Hand der Tochter Caitlín von Tadc O’Bjolan.
Doch dieser Stammeskönig weist ihn zurück. Ascall schwört Rache. Das gelingt
ihm schließlich im Alter von zwanzig Jahren. Er hat unzählige Kämpfe
gefochten und Schlachten geführt. Ascall wird inzwischen von vielen Männern
gefürchtet. Nach dem Tode Tadc O’Bjolans führt Riacán die O’Bjolan-Sippe
an. Nun steht Ascall mit seinen Männern vor der Burg Riacáns, um sich dessen
Schwester Caitlín zu holen und zu versklaven. Ascall ist ein brutaler,
skrupelloser Herrscher geworden.
Die österreichische Autorin mit dem Pseudonym Keira Brennan hat ein Epos um die
Macht auf der grünen Insel Irland geschrieben. Dabei erzählt sie auf nicht
ganz tausend Seiten in verschiedenen Handlungsbögen die Machtkämpfe entlang
der Schicksale verschiedener Hauptfiguren. Dazu gehören z. B. Riacán
O’Bjolan, seine Schwester Caitlín, Ascall von Toora, der Waffenhändler Pól
und einige mehr. Letzterer schmiedet so manche Ränke, nur um seine Waffen an
den Mann bringen zu können. Außerdem erweist er sich als Lehrmeister in Sachen
Intrigen. So wird die Geschichte von vier Familien während sechs langer Jahre
voller Schlachten und Kriege erzählt. Der Leser lernt nicht nur die grüne
Landschaft der Insel kennen, sondern auch, dass das Grün blutdurchtränkt ist.
Brutal und brachial geht es zu im Irland des Mittelalters. Obwohl diese Zeit die
Herrschaft der Männer bekräftigt, wird der Leser auch Frauen kennenlernen, die
sich nicht unterdrücken lassen wollen.
Der Roman ist langer Lesestoff, in den der Leser sehr tief eintauchen kann, um
das ganze Wochenende daraus nicht hervorzuschauen. Sowohl Landschaften, als auch
Figuren sind facettenreich beschrieben. Kaum eine Beschreibung, die nicht mit
passenden Metaphern oder Vergleichen die richtigen Bilder im Kopf erzeugt. Die
Figuren lernen der Leser durch deren Worte und deren Handeln kennen. Er kann mit
ihnen fühlen, er kann sie lieben oder hassen. Die Namen der Figuren entstammen
dem irisch-gälischen Wortschatz, wie auch viele Bezeichnungen und Ortsangaben
davon abstammen. Dadurch wirken sie leicht exotisch und erinnern an ein
Fantasy-Epos. Die Autorin hat bei ihren Recherchen viele Mythen und Sagen zutage
gefördert und auf interessante Weise in die Handlungen eingebunden. Als
besonderes Stilmittel wurden die Gedanken der gerade agierenden Figuren
besonders leserfreundlich in separaten Absätzen kursiv dargestellt. Die Gewalt
des Mittelalters wird durch grobe und derbe Vergleiche und entsprechender
Wortwahl überzeugend herübergebracht. Nahezu auf jeder Seite trieft es vor
Dreck und Blut, Schwerter und Dolche kommen kaum zur Ruhe.
Fazit
Ein großartiger Roman für alle, die George R. R. Martin, Diana Gabaldon oder
Rebecca Gablé mögen. Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und
Intrigen, ein Roman um Macht und Herrschaft, ein Spiel um den irischen Thron.
Schade nur, dass Romane, die besonders gut gefallen, immer zu kurz sind. Selbst
mit tausend Seiten.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 05. März 2016 2016-03-05 10:06:49