Ein vor sechs Jahren verschwundener Betrüger, ein vor sechs Monaten
verhungerter Obdachloser, ein Journalist, der von seinem Chef gedrungen wird,
endlich mal wieder eine große Story zu schreiben, die sich für die Zeitung
lohnt. So könnte man die Eckpunkte dieses Romans der englische Schriftstellerin
Minette Walters benennen. Er beginnt damit das in der Garage der wohlhabenden
Architektin Amanda Powell eines Tages ein Stadtstreicher tot aufgefunden wird.
Dem ersten Anschein nach ist er verhungert. Merkwürdig ist aber, dass die
Architektin die Bestattungskosten für diesen Unbekannten übernimmt. Dies
findet besonders der Journalist Michael Deacon, auf der Suche nach einer großen
Story. Sein Interesse ist geweckt, um an dem Schicksal des Stadtstreichers dran
zu bleiben. Es dauert nicht lange, da stößt Deacon auf den Ex-Ehemann von
Amanda, der vor sechs Jahren nach einem aufgeflogenen Betrugsskandal spurlos
verschwunden ist. Hat der verschwundene Ehemann etwas mit dem Obdachlosen zu
tun?
Neben dem besonders gut verschachtelten Plot hat mir die Figur des Michael
Deacon sehr zugesagt. Er ist keiner der nach Karriere strebenden Journalisten,
sondern einfach nur ein besonnener Typ, der eine gute Arbeit abliefern möchte.
Vor Jahren ist ihm seine Frau davongelaufen, weshalb es schließlich auch zum
Zerwürfnis mit seiner Mutter kam. Er lebt allein in seiner Wohnung und führt
ein einsames Single-Dasein. Doch bei seinen Recherchen trifft er auf den
14jährigen Kerry, der ebenfalls unter den Stadtstreicher lebt. Der Junge ist
beeindruckt von dem Respekt, den ihm der ältere Mann zollt. Kerry schließt
Deacon schließlich ins Herz. Doch diese Zuneigung ist keine Einbahnstraße.
Deacon bietet dem jungen Unterkunft in seiner Wohnung an. Diesem Duo schließt
sich letztendlich noch ein Kollege von Deacon an. Dieser Kollege hat irgendwie
seine Pubertät verschlafen und verfügt deshalb über eigenartige sexuelle
Gelüste. Auch ihm gewährt Deacon Unterkunft seiner Wohnung. Die Konstellation
dieses Dreiergespanns beinhaltet jede Menge Konfliktstoff, andererseits aber
auch Grund genug für humorvolle Szenen und Dialoge.
Fazit
Minette Wolters ist ein schwer zu durchschauender Krimi gelungen. Die
Hauptfiguren des Romans sind authentisch und letztendlich sympathisch, auch wenn
es sich dabei um Täter handeln sollte. Die Dialoge sind zum Teil humorvoll und
es macht Spaß, den Leuten "zuzusehen", wie sie sich in ihrem Chaos
verstricken. Ein lesenswerter Roman
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 03. Februar 2016 2016-02-03 21:24:56