Der Evolutionsbiologe Jackson Oz ist felsenfest davon überzeugt, dass es auf
der Welt einen MTK, einen Mensch-Tier-Konflikt, gibt. Seit einiger Zeit
beobachtet Oz ein abnormales Verhalten der Tiere und dokumentiert immer wieder
Übergriffe, die mit einer nie erkannten Brutalität stattfinden. Dies
bestätigt sich auch, als er nach Afrika gerufen wird und dort die
Umweltforscherin Chloe kennenlernt, die das gleiche Phänomen festgestellt hat.
Zusammen versuchen sie, die Mächtigen dieser Welt zu überzeugen, doch niemand
schenkt ihnen Glauben. Bis die Situation eskaliert.
Vor einigen Jahren zählte James Patterson zu meinen absoluten Lieblingsautoren.
Kaum ein anderer Schriftsteller schaffte es, mich so zu fesseln und mit
überraschenden Wendungen zu verblüffen wie der Amerikaner. Dann fing Patterson
jedoch an (mit Hilfe unzähliger Co-Autoren) seine Romane im gefühlten
Monatstakt auf den Markt zu werfen - was eindeutig zu Lasten der Qualität ging.
Viele seiner jüngeren Romane waren so unsäglich, dass ich das Schaffen des
Amerikaners nur noch am Rande verfolge.
Durch die Ankündigung des in den USA erfolgreichen Serienformats
"Zoo", dass ab Mitte Januar 2016 auch in Deutschland zu sehen sein
wird, habe ich mich doch wieder mit einem Patterson-Roman beschäftigt. Leider
bestätigt auch dieses Werk all das, was ich bei den letzten Werken des
Vielschreibers feststellen musste. Es ist kaum zu ertragen, was hier zwischen
zwei Buchdeckel gepresst wird. Als Co-Autor fungiert einmal mehr Michael
Ledwidge, wobei ich davon überzeugt bin, dass von James Patterson selbst nur
das Exposé, die Figuren und vielleicht die ersten Kapitel stammen.
Dabei ist die dem Plot zugrundeliegende Idee richtig gut. Nur was nützt dies,
wenn die tatsächliche Ausführung so bescheiden ausgeführt wird. Mit
Ich-Erzähler Jackson Oz konnte ich mich über den gesamten Verlauf der Handlung
nicht anfreunden. Auch die anderen Figuren bleiben blutleer und klischeehaft.
Spannung kommt, wenn überhaupt, nur selten auf. Und stilistisch liegt der Roman
nur knapp über den aktuellen John-Sinclair-Romanen von Jason Dark. Es ist
stellenweise wirklich ärgerlich, was dem Leser hier geboten oder gar zugemutet
wird, da das Niveau vieler Sätze eher an einen Schüleraufsatz erinnert, als an
einen renommierten Autor. Wenn man dann noch bedenkt, dass James Patterson mit
einer Auflage von über 300 Millionen verkaufter Bücher einer der
erfolgreichsten Schriftsteller aller Zeiten ist, mag man gar nicht darüber
nachdenken, was dies für das Bildungsniveau unseres Planeten bedeutet.
Fazit
"Zoo" bestätigt zu einhundert Prozent die Vorbehalte, die ich gegen
die neueren und neuen James-Patterson-Romane habe. Es handelt sich hier um ein
weiteres, lieblos heruntergeschriebenes 08/15-Werk, in dem der Name Patterson
benutzt wird, um einen sonst unbekannten Co-Autoren einen Job zu geben. Für
das, was der Name Patterson einmal war, ist dies ein absolutes Armutszeugnis.
Ich werde daher künftig einen noch weiteren Bogen um die nächsten
Patterson-Werke machen. In die Serie werde ich trotzdem reinschauen, da es mich
interessiert, ob diese ebenso spannungsarm und simpel ist oder ob man es dort
geschafft hat, die gute Idee entsprechend umzusetzen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 01. Januar 2016 2016-01-01 17:39:50