Sherlock Holmes, der als Berater für Scotland Yard arbeitet, wird vom Direktor
des renommierten St. Bradfield Heights Collage um Hilfe gebeten, da der Schüler
David Perry spurlos verschwunden ist. Auch die berühmte Romanautorin Rebecca
Westwood benötigt die Hilfe von Holmes, da ihr persönlicher Assistent
entführt und mit ihm die einzige Kopie ihres letzten Bandes einer
außergewöhnlich erfolgreichen Romanserie gestohlen wurde. Zusammen mit seinem
Freund Watson macht sich Sherlock Holmes an die Arbeit. Die beiden kniffligen
Fälle verlangen ihm einiges ab, zumal er nicht erkennen kann, wo die
Gemeinsamkeiten in diesen so unterschiedlichen Fällen liegen.
Bitte nicht noch eine Sherlock-Holmes-Hörspielserie war mein erster Gedanke,
als ich auf "Sherlock & Watson" aufmerksam wurde. Als ich dann
allerdings mitbekam, dass es sich um eine Serie handelt, die, wie die genialen
Neuverfilmungen der BBC, im 21. Jahrhundert angesiedelt ist, war mein Interesse
geweckt.
Schon während des Hörens stellte sich meine Entscheidung, in diese Serie mal
reinzuschnuppern, als absolut richtig heraus. Autorin Viviane Koppelmann hat ein
ganz hervorragendes Script verfasst, welches den Spagat meistert, dem geistigen
Vater Conan Doyle gerecht zu werden und trotzdem modern und spannend zu sein.
Die Fälle sind, jeder für sich betrachtet, so gut durchdacht, dass auch
Holmes-Experten nicht so schnell auf die Lösungen kommen. Vor allem der moderne
Anstrich hat mich komplett überzeugt. Watson betreibt einen Blog, in dem er die
Ermittlungen seines Freundes dokumentiert und die dann von den Lesern des Blogs
kommentiert werden. Gerade diese Blog-Einträge geben der Folge Witz und eine
außergewöhnliche Note.
Gespannt war ich natürlich auf die Sprecher. Bisher sind Christian Rode als
Holmes und Peter Groeger als Watson für mich das Maß aller Dinge. Natürlich
ist mir klar, das eine Serie, die in der heutigen Zeit spielt, gut beraten ist,
mit jüngeren Stimmen zu arbeiten. Für die beiden Hauptrollen hat man mit
Johann von Bülow als Sherlock Holmes und Florian Lukas als Dr. Watson zwei
bekannte Schauspieler verpflichtet. Und was soll ich sagen? Auch hier kann die
Serie auf ganzer Linie punkten. Johann von Bülow spricht den Meisterdetektiv so
gut, dass dessen exzentrische Art und seine Brillanz klar zum Ausdruck kommen.
Trotzdem kann er sich deutlich vom "alten" Holmes abgrenzen und ihm
ein eigenes Profil geben. Gleiches gilt für Florian Lukas. Der zuletzt in der
Erfolgsserie "Weißensee" agierende Schauspieler gibt John Watson
ebenfalls ein modernes Gewand, ohne dabei die Geschichte und die charakterlichen
Eigenarten der Figur zu vernachlässigen.
Sehr gut sind auch die weiteren Rollen besetzt: Hansi Jochmann ist als Rebecca
Westwood zu hören, Peter Jordan gibt einen guten Inspektor Lestrade. Auch
Magnus Sting als Holmes' Bruder Mycrift kann schon in dieser ersten Folge
Akzente setzen.
Für die akustische Umsetzung gibt es ebenfalls die volle Punktzahl. Im
Mittelpunkt stehen natürlich die Sprecher, doch immer wenn es darauf ankommt,
kann die Geräuschkulisse überzeugen. Vor allem die Blog-Einträge und die
entsprechenden Kommentare sind absolut authentisch. Das geht soweit, dass ich
während des Hörens sogar auf mein Handy geschaut habe, weil ich dachte, eine
Nachricht bekommen zu haben.
Fazit
Natürlich ist eine Höchstbewertung für eine Auftaktfolge eine heikle Sache.
Was soll da noch kommen? Doch "Das Rätsel von Musgrave Abbey" hat
mich bei eher skeptischer Anfangsstimmung vollkommen begeistert. Ein ganz
starker Auftakt einer weiteren, neuen, aber keineswegs überflüssigen
Sherlock-Holmes-Hörspielserie. Mehr noch. Dank der tollen Umsetzung ist der
Meisterdetektiv auch hörspieltechnisch im 21. Jahrhundert angekommen. Bleibt zu
hoffen, dass noch viele Fälle folgen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 04. November 2015 2015-11-04 19:15:11