Etwas enttäuscht war ich von dem vorliegenden Sammelband. Der Sammelband
vermittelt zwar insgesamt neue Details, etwa über bisherige Forschungslücken
auf sowjetischer Seite. So sind die vom Cold War International History Project
freigegebenen Dokumente zur Kuba-Krise, die den diplomatischen Verkehr zwischen
der sowjetischen Botschaft in den USA und dem sowjetischen Außenministerium
enthalten, veröffentlicht. Auch findet sich ein interessanter Aufsatz von
Chruschtschows Sohn über die sowjetische Sicht der Kuba-Krise und darin auch
eine plastische Schilderung des letzten Tages der Krise auf sowjetischer Seite.
Dennoch fehlt eine Gesamtdarstellung zur Kuba-Krise, wie sie etwa Stefan
Brauburger liefert, dessen Band insgesamt eindeutig dem hiesigen Sammelband
vorzuziehen ist. Mir ist auch die Zielgruppe des Bandes nicht recht klar. Für
Forscher bietet er zu wenig, da er zahlreiche "blinde Flecken" der
Kuba-Krise nicht aufklärt, etwa die von Bernd Greiner in seinem 1988 im
Greno-Verlag Nördlingen erschienenen Buch zur Kuba-Krise aufgeworfene Frage,
wann die Amerikaner wußten, dass es Mittelsteckenwaffen auf Kuba gab. Für
Laien wiederum fehlt der Gesamtüberblick, wie ihn Brauburger so spannend zu
schildern weiß. Insgesamt sind die Einzelaufsätze zum Teil hervorragend, auch
die mitgelieferten diplomatischen Quellen sind äußerst interessant. Aber ich
hatte mir trotzdem insgesamt mehr von dem Buch erwartet: eine spannende
Gesamtdarstellung der Krise - und die fehlt hier. Wer diese sucht, sollte zu
Brauburgers "
Nervenprobe" greifen.
Fazit
Nicht ganz befriedigend.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 10. Februar 2004 2004-02-10 19:43:09