Kunstexperte Jonathan hat eine große Passion: die Werke des russischen Malers
Wladimir Radskin. Als fünf Werke des Malers auftauchen, scheint Jonathan seinem
größten Traum ganz nah zu sein, denn unter den fünf Bildern soll auch ein
verschollenes Bild sein. Zusammen mit seinem Freund Peter, einem bekannten
Auktionator begibt sich Jonathan nach London, wo er auf die Galeristin Clara
trifft, die sich im Besitz der Bilder befindet. Mit ihr hat er ein unglaubliches
Déjá-vu-Erlebnis. Allerdings will er sich seine Gefühle nicht eingestehen, da
er in seiner Heimat New York kurz vor der Hochzeit mit der Malerin Anna
steht.
Wer schon Bücher von Marc Levy gelesen hat, weiß. dass es der Franzose
wirklich hervorragend versteht, Liebesgeschichten auf eine ganz spezielle Art
und Weise zu erzählen, ohne dabei vor Kitsch und Pathos triefende Buchseiten
abzuliefern. Ein solches Potential hat auch diese Geschichte von ihm, die sich
auf fast unglaublich gute Weise mit der Frage beschäftigt, ob eine wirklich
starke Liebe immer und immer wieder zusammenfinden kann. Das Marc Levy dabei ein
wenig ins Esoterische, Transzendale, fast Übersinnliche abgeleitet ergibt sich
von selbst, ist aber nicht störend.
Störender und auch ärgerlicher fand ich, dass Marc Levy das große Potential
seiner Geschichte nicht ausnutzt. Und das liegt an seiner Erzählweise, genauer
gesagt, seiner Erzählperspektive.
Marc Levy arbeitet bei diesem Roman mit einem allwissenden Erzähler, der
mühelose die Gedanken und Gefühle aller Figuren kennt und darstellt. Und so
wechselt Marc Levy mitunter innerhalb einer Szene mehrfach die Perspektive. Das
hat zur Folge, dass man als Leser immer wieder stutzt, wenn ganz plötzlich eine
ganz andere Figur spricht. Außerdem hat das zur Folge, dass man mit keiner der
Figuren, vor allem nicht mit Jonathan, eine echte Bindung eingeht. Alle Figuren
bleiben durch diese Allwissenheit oberflächlich und kühl. Gerade das ist
schade, denn Jonathans Begegnung mit Clara ist nicht nur für ihn eine Begegnung
mit weitreichenden Folgen.
Zum Ende nimmt der Roman dann immer stärker Züge eines Thrillers an, was der
Story gut tut. Auch das Ende kann überzeugen, ist es doch anders als erwartet.
Umso ärgerlicher ist es, dass der Lesespaß durch die für meinen Geschmack
falsche Perspektive gemindert wird.
Fazit
Wer Romane von Marc Levy kennt und mit der Allwissenheit des Erzählers gut
klarkommt, wird mit „Bis ich dich Wiedersehen“ eine ungewöhnliche
Geschichte finden, die zwischen Lovestory, Esoterik und Thriller pendelt. Mein
Lesegenuss wurde durch die Perspektive leider ein wenig getrübt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 02. Mai 2015 2015-05-02 18:49:03