Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit glückliche MitarbeiterInnen
wichtig für den Unternehmenserfolg sind. Eine marktgerechte Vergütung ist
nicht alleine ausschlaggebend, dass die MitarbeiterInnen im Betrieb glücklich
sind. Corporate Happiness bedeutet, dass wissenschaftlich überprüfte
Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, der positiven Psychologie, dem
Sportmanagement und der Betriebswirtschaftslehre mit dem Ziel eines
Zahlungsüberschusses angewendet werden. Glück ist kein Nullsummenspiel, wo ein
anderer unglücklich werden muss, damit einer glücklich wird, sondern die
optimale Förderung aller Unternehmensangehörigen. Serviceleistungen und
Incentives im modernen Wirtschaftsleben bekämpfen nur Symptome. Wichtig ist,
dass sich möglichst alle Betriebsangehörigen im Betrieb wohl fühlen, daher
ist die Suche nach einer optimalen Organisationsform wichtig. Hervorzuheben ist
auch, dass auch externe Stakeholder wie Kunden, Lieferanten und Investoren sowie
das Privatleben in dieses Konzept einbezogen werden. Selbsthilfebücher und
MotivationstrainerInnen versprechen oft große Erfolge in kurzer Zeit, was
unrealistisch ist. Die hohe Inanspruchnahme dieser Leistungen zeigt die große
Wichtigkeit des Themenkreises. Aufgrund der praktischen Erfahrungen mit
Corporate Happiness wurde die 2. Auflage neu bearbeitet und stark erweitert.
Der Schriftgrad ist sehr angenehm. Wichtiges ist farbig unterlegt.
Randbemerkungen dienen der besseren Information. Texte werden durch Kursivdruck
oder eine andere Schriftart hervorgehoben bzw. eingerahmt. Informative Tabellen
und Abbildungen ergänzen den Text. Der Band bietet eine auch für Laien leicht
verständliche Einführung in die Biologie, Neurologie und Psychologie. Viele
dieser Inhalte sind zumindest den Laien neu, aber auch für mich als Absolventin
von Psychologie-Studienmodulen mit dem Schwerpunkt Betriebspsychologie.
Die Lebensumstände ändern sich heute schneller, als sich das Gehirn daran
anpassen kann, jedoch ist trotz ungünstiger Prägungen im Leben jeder für sich
selbst verantwortlich. Beim Positiven Denken werden oft unrealistische
Versprechungen gemacht, die Frustrationen nach sich ziehen. Corporate Happiness
baut auf der Happiness des Einzelnen auf. Die umfangreiche Behandlung der
individuellen Happiness bildet die Grundlage des Corporate-Happiness-Teiles.
Höchste Arbeitsleistung und höchstes Glücksgefühl sind kein Widerspruch.
Emotionen sind wichtiger als die BWL-Meßgrößen. Zur Überprüfung der
Corporate Happiness dient die Corporate Happiness Scorecard. Ziel ist die
Steigerung des Unternehmenswerts. (Anmerkung der Rezensentin:
Vollzeitarbeitskräfte verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz als mit Familie und
Freunden, daher ist ein gutes Arbeitsklima wichtig).
Durch Corporate Happiness sollen Machtspiele und Intrigen im Büro unterbunden
oder zumindest auf ein Minimum beschränkt werden. Grund für mangelnde
Motivation ist weniger fehlendes Geld oder fehlende Hygienefaktoren als fehlende
Wertschätzung und mangelndes Lob, so dass die eigene Arbeit als sinnlos erlebt
wird. Dann sinkt die eigene Leistung und es wird Dienst nach Vorschrift gemacht.
Es werden auch Fallen bei der Umsetzung aufgezeigt.
Als dritter Begriff wird 'Public Happiness' behandelt, denn auch die Politik
soll sich am Glück der Menschen orientieren wie etwa durch den Ausbau des
Gesundheits- und Bildungswesens. Da sich psychische Beschwerden wie Burnout und
Depressionen vervielfacht haben, sind auch die PolitikerInnen gefordert.
Behandelt wird auch die Verwirklichung der Public Happiness wie z. B. im
Königreich Bhutan/Südasien, es wird jedoch auch auf die anderen
Voraussetzungen in der BRD hingewiesen, der Staat müsse aber aktiv werden.
Jeder Mensch muss die ihnen anvertrauten Mitmenschen fordern, dies wird auch
politisch gesehen. Auf den Einfluss der Medien wird hingewiesen.
Als praktisches Beispiel dient die Schilderung eines konkreten Falles, das auf
mehrere Stellen im Text aufgeteilt wird. Nach jedem Abschnitt gibt es ein kurzes
Literaturverzeichnis. Die erworbenen Kenntnisse werden durch Übungen
gefestigt.
Positiv hervorzuheben sind:
- Die Gebrauchsanweisung für das Buch
- Die Fallstudie
- Die zusätzlichen Literaturverzeichnisse innerhalb des Textes
- Auch der Spaßfaktor wird als wichtig angesehen
- Der Hinweis, dass man den Mitarbeitern auch sagen soll, was sie gut machen und
ihr Selbstvertrauen fördern soll.
- Man soll in Stellenausschreibungen die Einstellungskriterien genau
beschreiben, damit der/die "Neue" zum Unternehmen passt. Gerade hier
machen die ArbeitgeberInnen häufig Fehler.
- ControllerInnen sollen nicht nur Negatives suchen, sondern auch positive
Abweichungen
- Hinweis auf Best-Practice: Bei einer Schularbeit sollten die richtig
geschriebenen Wörter gezählt werden und nicht die Fehler
Einwände habe ich bei folgenden Punkten:
- Seite 220: Die Veränderung der Wahrnehmung hilft eher selten, oft genug
besteht ein Grund für negative Gefühle
- Seite 221: Dankbarkeit ist wichtig, jedoch Dankbarkeitsübungen gehen zu
weit
- Win-win-Situationen sind anzustreben, jedoch eher selten möglich
Fazit
Erstaunlich ist, dass ein Buch zu diesem Themenbereich von einem ehemaligen
Fachhochschulprofessor für angewandtes Management und Unternehmer (jetzt
Hochschullehrer) verfasst wurde und nicht von einem Universitätslehrer für
Geistes- und Sozialwissenschaften, Theologie oder Philosophie.
Vorgeschlagen von Brigitte Ecker
[Profil]
veröffentlicht am 26. Januar 2015 2015-01-26 22:14:01