"Der mysteriöse Zylinder", mit dem die Dumont-Kriminalbibliothek den
ersten von neun Kriminalromanen der Autoren Daniel Nathan und Manford Lepofsky
mit ihrem Kommissar Ellery Queen wieder auf. Das beste am dem Buch ist das sehr
informative Nachwort des Herausgebers der Reihe, Volker Neuhaus. Für alle
Interessierten der Geschichte des Genres ein Muß. Aber ich kann mir dennoch
nicht helfen und mag hier sehr ungerecht sein: können derartige Kriminalromane
heute noch faszinieren? Sicherlich, zu Beginn ihres Erscheinens, im Jahre 1929,
war das vorliegende Werk sicherlich eine Sensation. Doch während zu jener Zeit
in der "Hochkonjunktur" des Rätselkrimis gewesen ist (zu jener Zeit
wurden auch die ebenfalls in dieser Reihe neu aufgelegten Werke des Anerikaners
S. S. van Dine und seines Detektives Philo Vance (dem eindeutigen Vorbild von
Ellery Queen) publiziert, kündigte sich gleichzeitig das Ende des
"goldenen Zeitalters" an. Mit Sam Spade kreiert Dashiell Hammett den
"hard-boiled" Detektiv und auch Kommissar Maigret, der zur selben Zeit
das "Licht" der Welt erblickt, ermittelt mit äußerster
psychologischer Raffinesse.
Anthony Berkeley legt mit: "Der Fall mit den Pralinen" zur gleichen
Zeit einen hervorragenden Krimi vor, der den klassischen Rätselkrimi des
"Whodunit" ad absurdum führte und ironisierte.
Diese Art Rätselkrimi führen die Autoren mit vorliegendem Werk sicherlich zur
Blüte: mit einer direkten "Herausforderung an den Leser" bezeichnen
Nathan und Lepofsky dem Leser exakt die Stelle, an der bei gleichem
Informationsstand dem Detektiv "ein Licht aufgeht" und dieser die
Lösung findet, während der Leser - Watson? - noch im Dunkel tappt. Diese
Fairniss, die Krimiköniginnen wie Agatha Christie oder Dorothy Sayers -
ebenfalls Protagonisten des klassischen "Whodunit"-Krimis - in ihren
Werken vermissen lassen, beweisen die Autoren. Wie der Titel schon sagt, hängt
die Lösung des Falles - es geschieht ein Mord im Theater - mit einem Zylinder
zusammen - mehr soll hier natürlich nicht verraten werden...
Mehr bietet dieser Krimi jedoch nicht; die Charakterzeichnungen der
Protagonisten, ja selbst des eher arrogant wirkenden jungen Kommissars Queen,
wirken nüchtern; am Ende hatte ich das Gefühl, na ja, ein Kreuzworträtsel ist
gelöst. Und dies sind nicht meine Ansprüche an einen Krimi, der mich auch
psychologisch fesseln muss. Insofern hat mich der Krimi, den ich trotz der 360
Seiten eher langatmig und langweilig fand, nicht fasziniert.
Fazit
Für absolute Freunde des klassischen Rätselkrimis oder Leute, die sich mit der
Geschichte des Kriminalromans befassen, mag das vorliegende Werk allerdings mehr
bieten; ansonsten: bei gutem Willen Durchschnitt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 26. Januar 2004 2004-01-26 21:22:51