Die Erzählungen Edgar Allan Poes, des bekanntesten Autors
phantastisch-unheimlicher Schauerliteratur, gehört zu dem Besten, was die
Literatur zu bieten hat. In der vorliegenden Erzählung, "Die Maske des
roten Todes" geht es um das Schicksal Fürst Prosperos und seiner
Hofgesellschaft, die vor der Pest auf dem Land flüchten und sich auf die
Einsamkeit seines entfernt liegenden Schlosses zurückzieht. Um trübe Gedanken
zu verscheuchen und die Gedanken an Tod und Krankheit zu vergessen, veranstaltet
er einen Maskenball. Doch dieser nimmt eine grauenhafte Wendung....
Poe verlor seinen Bruder Henry, einen Alkoholiker, und seine Frau Virginia an
Tuberkulose. Auch seine Mutter stirbt ganze zwei Jahre nach Poes Geburt an
Schwindsucht. Günter Kunert hat die vorliegende Erzählung zu recht als
Erzählung gedeutet, die von omnipotenter Rachelust gekennzeichnet seien. er
zielt kaum verborgen auf die "gute Gesellschaft" des Südens, der Poe
vorübergehend angehörte und doch - so Kunert - nicht angehören durfte;
"die er verinnerlicht hatte und gleichzeitig verachtete."
Die Gleichgültigkeit der regierenden Oberschicht gegenüber den
"Erniedrigten und Beleidigten" (um den Titel eines Kurzromans von
Dostojewski auf diese Erzählung anzuwenden) wird eindrucksvoll demonstriert.
Auch Fürst Prospero und seine Hofgesellschaft wird das Schicksal ereilen...
In dieser hervorragenden Adaption wird insofern über die Erzählung
hinausgegangen, als sie definitiv mit dem Schicksal des Autors, Poe, verknüpft
wird. Dieser befinde sich auf einer Schiffsreise, als er in einen Wachtraum
versinkt und die Ereignisse erlebt. Die Präsenz des Unterbewußten in Poes
Erzählungen hat es immer gegeben; in dieser Geschichte wird dies besonders
deutlich; elementare menschliche Gefühle wie Angst und Rache sind zentrale
Motive gerade dieser Erzählung.
Ulrich Pleitgen setzt dieses meisterhaft als Ich-Erzähler um; auch die weiteren
Schauspieler tragen zu der düsteren Atmosphäre bei, die diese
Hörspiel-Adaption vermittelt. Auch die passend eingesetzten
Hintergrundgeräusche samt Musik erklären die Wirkung dieses hervorragenden
Hörbuchs. Störend wirkt meines Erachtens der Schlußsong des bekannten
deutschen Popstars Heinz Rudolf Kunze, doch dies ist rein subjektiv. Insgesamt
sind Atmosphäre und Intensität dieses Meisterwerks sehr gut umgesetzt. Dies
gilt ebenso für die weiteren erschienen Hörbücher ("Der Untergang des
Hauses Usher", "Die schwarze Katze", "Die Grube und das
Pendel"), die alle hier auf www.buchtips.net besprochen worden sind. Daher
unbedingt hörenswert. Für mich gehören diese Hörbücher zu den besten des
Jahrzehnts.
Fazit
Daher unbedingt hörenswert. Für mich gehören diese Hörbücher zu den besten
des Jahrzehnts.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 26. Januar 2004 2004-01-26 21:16:54