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Jan Seghers: Die Sterntaler-Verschwörung

Die Sterntaler-Verschwörung

von Jan Seghers
Verlag: Kindler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-463-40315-1

Preis: 14,85 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. November 2024]
Hauptkommissar Robert Marthaler hat zusätzlich zur Leitung einer der Frankfurter Mordkommissionen die Cold Case Unit übernommen, die seit langem ungelöste Fälle komplett neu aufrollt. Ein Fall von 1985 hat Marthaler besonders berührt, weil er das Opfer flüchtig kannte. Bei einer Aufklärungsquote für Kapitalverbrechen von 96% in Deutschland ist leicht nachvollziehbar, dass Marthaler genau diesen Fall nicht ungelöst im Aktenkeller abgelegt wissen will. Marthaler beißt sich in den Akten fest, er hadert mit Entscheidungen von damals, die die technischen Möglichkeiten der Ermittler heute nicht voraussehen konnten - und sucht schließlich mithilfe von Interpol nach vergleichbaren Fällen in anderen Ländern.

Bei Marthaler meldet sich die junge Hamburger Journalistin Anna Buchwald, mit der er vor einigen Jahren in "Die Akte Rosenherz" zusammengearbeitet hat. Anna verfolgt in Frankfurt die Spur ihrer Ausbilderin an der Journalistenschule, Herlinde Scherer. Die ältere Dame hat als legendäres Urgestein des deutschen Enthüllungs-Journalismus über große Kriminalfälle geschrieben. Als Anna und Marthaler Herlindes Spur in ein billiges Hotel folgen, finden sie die Frau tot auf. Wenn Herlinde mit einer falschen Identität extra aus Hamburg anreiste, kann sie nur einem ganz großen Skandal auf der Spur gewesen sein, vermutet Anna. Schneller als Marthaler selbst die Mordkommission rufen kann, erscheint am Tatort der LKA-Ermittler Rotteck. Extrem gereizt darüber Marthaler dort anzutreffen, reißt Rotteck die Ermittlungen an sich und versucht hastig Kriminaltechnik und Rechtsmedizin auszubooten. Im Hinterzimmer des Hotels Zooblick haben sich am Tag vor Herlinde Scherers Tod hessische Politprominenz und Lobbyisten getroffen, die Rotteck unbedingt zu schützen versucht. Marthaler will sich vom LKA nicht so plump abschütteln lassen und nimmt mit Annas Hilfe halbdienstliche Ermittlungen im Fall Herlinde Scherer auf. Nur gemeinsam mit Anna kann Marthaler herausfinden, wem die Journalistin auf der Spur war.

In Hessen brachte die Landtagswahl ein politisches Patt. Weder Schwarz-Gelb noch Rot-Rot verfügen über eine Mehrheit, bei der Wahl des neuen Ministerpräsidenten kommt es auf jeden einzelnen Abgeordneten an. Mehrheiten müssen um jeden Preis beschafft werden, Gegner und Befürworter des Flughafenausbaus, Naturschützer und Gewerbetreibende ziehen ihre Fäden. In dieser angespannten Situation soll ein CDU-Mitglied mit getürkten Beweismitteln zum Rückzug aus der Politik gepresst werden. Offiziell breits vom Fall abgezogen, reizt Marthaler nun aus, wie weit er die Mauscheleien zwischen Politik, Wirtschaft und Polizei durchschauen kann, ehe er selbst vom Dienst suspendiert wird. Für dieses Ziel schluckt der Kommissar sogar die Kröte, mit einer Journalistin zusammenarbeiten zu müssen. Marthalers Kollegen ziehen ohne Rücksicht auf evtl. Pensionsansprüche mit bei seiner sehr freien Auslegung der Dienstvorschriften. Obwohl der Chef der Mordkommission berüchtigt dafür ist, bei seinen nächtlichen Überstunden die Süßigkeiten der Kollegen zu vernichten, hat er bei seinen Mitarbeitern einen Stein im Brett.

In Seghers spannendem Plot, der einen aktuellen Mordfall mit einem 30 Jahre alten ungeklärten Fall verknüpft, sind die Ähnlichkeiten mit konkreten Ereignissen und Personen nicht zu übersehen. Marthalers fünfter Fall lebt durch die unangepasste, leicht melancholische Persönlichkeit des hessischen Ermittlers. So wie Marthaler zu seinem ungeklärten Altfall steht, muss es sich anfühlen in seiner Haut zu stecken. In dem Sumpf aus Korruption, den Marthaler aufdeckt, muss er jedes Wort auf die Goldwaage legen; eine Kunst, die Jan Seghers perfekt beherrscht.
Fazit
10 Sterne für Plot, Sprache - und eine unangepasste Hauptfigur, die die Anmut in alltäglichen Dingen wahrnehmen kann.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
Weitere Rezensionen zu Büchern von Jan Seghers:
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Die Braut im Schnee
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Ein allzu schönes Mädchen
Menschenfischer
Partitur des Todes

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 28. November 2014

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