Die Familie des 12-jährigen Tam muss in Laos der Abholzung ihres Lebensraums im
Zusammenhang mit dem Bau eines Staudammes weichen. Großvater Puan hatte den
Honig wilder Bienen gesammelt und ab und zu gejagtes Kleinwild auf dem Markt
verkauft. Der Großvater, von dem Tam alles über die Natur gelernt hat,
verweigert die Umsiedlung und bleibt allein zurück. Nach der erzwungenen
Umsiedlung des Dorfes soll es am neuen Wohnort medizinische Versorgung, sauberes
Wasser, eine Schule und Fernsehen geben. Durch das Staudammprojekt ist der
Lebensraum von Mensch und Tier bedroht; der Staat Laos erhofft sich
Wirtschaftswachstum durch die Elektrizitätsgewinnung. Tam lässt sich von
seinem Freund Noy zu allerlei Unfug anstiften und versucht sogar, aus einer
Bärenhöhle ein Jungtier zu stehlen, seinen Mondbären. Asiatische Lippenbären
tragen einen sichelförmigen Kragen und werden darum Mondbären genannt.
Tams Familie bringt die Zwangsumsiedlung kein Glück, der Vater stirbt bei der
Feldarbeit durch einen Blindgänger aus dem Vietnamkrieg. Tam muss nun seine
Familie ernähren und wird von exakt dem mächtigen Mann, der vom Staudammbau
profitiert, als Hilfsarbeiter an eine Bärenfarm in der Stadt vermittelt. In der
Bärenfarm hält ein "Doktor" Kragenbären, um ihnen die
Gallenflüssigkeit zu entnehmen und sie als Wundermittel an abergläubische
Kunden zu verkaufen. Im Nachbarland ist diese Bärenhaltung längst verboten;
der "Doktor" weicht deshalb über die Grenze nach Laos aus. Eines
Tages bringen die Fahrer eines Holztransports Tams Bärenjunges auf die Farm,
das er in der Bärenhöhle in seiner Heimat schon im Arm hatte. Tam wurstelt
sich mit der Aufzucht des kleinen Bären von Hand irgendwie durch und leidet
zunehmend mit den Bären in Gefangenschaft, die er zu versorgen hat. Zusammen
mit dem Sohn seiner Zimmervermieter sucht Tam nach einem Weg, gemeinsam mit
seinem Mondbären wieder in seine Heimat in den Bergen von Laos
zurückzukehren.
Tam ist das typische Opfer von Kinderarbeit aufgrund finanzieller Not, dessen
Arbeitsbedingungen niemanden kümmern. Sein Lohn wird nicht ihm, sondern
angeblich seiner Familie ausgezahlt. Die Arbeit ist schmutzig, gefährlich und
die Arbeitszeit ungeregelt. Gill Lewis schreibt sehr engagierte und sehr gut
recherchierte Kinderbücher, die zugleich für die Rechte von Kindern in armen
Ländern und für den Lebensraum bedrohter Tiere eintreten. "Die Spur des
Mondbären" enthält sehr viel Wissen über asiatische Lippenbären und
beschreibt Tams Leben voller Anteilnahme. Leider beschränkt sich die Autorin
darauf, die geschilderten Probleme mit dem Gegensatz zwischen guten und bösen
Menschen zu erklären. Als Lösung für Tams Dilemma bietet sie einen
märchenhaften, wenig realistischen Weg an; denn die Lebensgrundlagen der
Bergvölker sind bereits zerstört, als Tam in die Stadt kommt.
Fazit
Kinderarbeit und die Ausbeutung von Tieren müssen durch Information der
potentiellen Käufer bewusst gemacht werden, dazu sind Gill Lewis Kinderbücher
ein erster Schritt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 28. November 2014 2014-11-28 07:48:39