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Hans H. Hinterhuber, Anna Maria Pircher-Friedrich, Leonhard Schnorrenberg, Heinz K. Stahl: Servant Leadership

Servant Leadership

von Hans H. Hinterhuber, Anna Maria Pircher-Friedrich, Leonhard Schnorrenberg, Heinz K. Stahl
Verlag: Erich Schmidt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-503-15641-2

Preis: 59,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
An sich werden Dienen und führend als Gegensätze betrachtet, auch wenn der Gedanke an sich nicht neu ist (z. B. Österreichischer Kaiser als erster Diener des Staates). Servant Leadership beginnt sich aber durchzusetzen als Teil von Corporate Social Responsibility, zumindest in Erklärungen von Unternehmen und Institutionen. Andererseits wird immer deutlicher, dass es wirtschaftliche, soziale, ökologische Änderungen geben muss, um eine globale Katastrophe zu vermeiden. Für die zweite Auflage wurden zahlreiche neue AutorInnen gewonnen und andere überarbeitet. Der Sammelband versucht, möglichst alle Bereiche abzudecken.

Der Band verfügt über eine angenehme Schriftgröße und einen relativ angenehmen Schrifttyp. Überschriften sind fett gedruckt, Zitate kursiv. Merksätze etc. sind gerahmt. Informative Grafiken, Bilder und Tabellen ergänzen den Text. Der Schriftgrad des Literaturverzeichnisses und der Anmerkungen ist klein, aber sonst wäre der Band zu umfangreich geworden. Der Band ist sehr verständlich geschrieben. Kenntnisse auf dem Niveau einer einschlägigen Berufsschule sind jedoch Voraussetzung.

Es ist äußerst wichtig, Führen auch einmal als Dienen zu betrachten und nicht nur als Machtausübung. Sogar renommierte Institutionen empfehlen Führungskräften Demut. Die Wichtigkeit dieses Prinzips haben sogar höhere Militärs erkannt. Richtig erkannt wird auch, dass eine Akzeptanz durch die Geführten erforderlich ist und die Einführung des Servant Leadership ein längerfristiger Prozess ist. Die Gedanken sind überlegenswert, auch wenn ich aufgrund negativer Erfahrungen mit dem Neoliberalismus etc. gegen die "unsichtbare Hand" und für klare Regelungen bin.

Größere Einwände habe ich lediglich gegen die aus einer anderen Publikation übernommene Tabelle aus dem Jahr 2003, die die "europäische" und die "afrikanische" Kultur einander gegenüberstellt und wo der Verfasser dazu neigt, letztere zu glorifizieren. Meine Kritik fängt schon an dem Punkt an, dass keine der beiden "Kulturen" monolithisch ist, sondern sich auch innerhalb des angesprochenen Kulturkreises erheblich voneinander unterscheiden. Afrika hat die meisten Sprachen, entsprechend viele Ethnien mit unterschiedlichen Kulturen wird es geben. Beim "Westen" ist auch nicht klar, welche Gebiete damit gemeint sind, ich nehme aber an, dass es sich um West-, Mittel- und Nordeuropa, die USA, Kanada, Australien und Neuseeland handelt. Selbst zwischen diesen Ländern gibt es erhebliche Unterschiede. Und ob die "afrikanischen Werte" besser sind als die europäischen, ist zu hinterfragen. Warum ist "der Western" die erfolgreichere Region, obwohl Afrika sehr reich ist und selbst über genügend Geld und Ressourcen verfügt. Selbst Länder wie der Tschad verfügen über zumindest ausreichende Geldmittel. Warum haben sich Österreich und Deutschland, die spätestens 1945 LLDC-Niveau hatten, sich binnen zehn Jahren wieder erholt und gehörten relativ schnell zu den reichsten Ländern der Erde? Beide Länder mussten zudem ihre (nicht-private) Entwicklungshilfe, die ERP-Gelder, wieder zurückzahlen, während die an afrikanische Länder oft genug als uneinbringlich abgeschrieben wird? Und auch sehr viele private Spenden seit Jahrzehnten nach Afrika gelangen, während bei Österreich und Deutschland die Spenden nur einige Jahre erforderlich waren und beide Länder mittlerweile selbst an die damaligen Organisationen u. a. für Afrika spenden, Paradebeispiel CARE?

AfrikanerInnen und Personen, die sich dort lange aufgehalten haben, kritisieren folgende Punkte (abhängig von der Region): Es lohnt sich für breite Schichten nicht, mehr zu verdienen, da man den Mehrverdienst teilen muss, so dass sich mehr Leistung nicht lohnt. Manche fahren sogar auf an sich nicht erforderliche Dienstreisen, damit sie nicht alles teilen müssen. Wer mehr leistet, zieht sich den Neid anderer zu, weitaus schlimmer als in eher egalitären westlichen Ländern wie Österreich. In Extremfällen werden sogar Hexer und Hexen bemüht, um dem Erfolgreichen zu schaden. Der Respekt gilt primär nur für Höherrangige, Männer, die "richtige" Ethnie, die "richtige" Religion...Kastenartige Gesellschaftsstrukturen wirken sich ebenfalls mehr als ungünstig aus (nur Südasien hat mehr absolut Arme als Afrika). Auch die "Kommunikation" wird nicht unbedingt positiv gesehen, etwa bei AIDS: In Afrika bespricht man alles gerne öffentlich, sensible Dinge sollten aber vertraulich bleiben. Man kann durchaus von Afrika lernen (was Europa übrigens seit Jahrtausenden macht), aber umgekehrt muss "Afrika" vom Westen lernen, wenn es seine Ressourcen voll entfalten will. Manche Kritikpunkte beim Westen werden übrigens Augustinus zugeschrieben, der bekanntlich aus Nordafrika stammt und dort auch lange Zeit wirkte. Ich verteufle die Ubuntu-Philosophie nicht, man kann nicht ständig andere dominieren und auf deren Kosten leben, aber an sich sollte im Berufsleben das Individuum seinen Platz haben und die individuelle Leistung im Vordergrund stehen und nicht das Kollektiv. Eher kollektivistische Ideologien, egal, woher sie stammen, unterdrücken die Einzelperson und hemmen wegen ihrer Gleichmacherei den Leistungswillen.
Fazit
Der Band ist Studierenden/SchülerInnen/Auszubildenden wirtschaftswissenschaftlicher und kaufmännischer (Aus-)Bildungsgänge, der Psychologie, Soziologie, Berufspädagogik, Philosophie, Theologie, vielleicht auch höherer Schulen, Fach- und InteressensvertreterInnen und natürlich allen Führungskräften unbedingt zu empfehlen. Die Inhalte betreffen aber jedeN, der/die mit Menschen zu tun hat.
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Vorgeschlagen von Brigitte Ecker [Profil]
veröffentlicht am 05. September 2014

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