Verführerische Düfte von frisch gebrühten Kaffee-Spezialitäten und
phantasievollen Schokolade-Creationen, die aus dem "Bittersweet"
herüberwehten, standen in krassem Gegensatz zu dem schrecklichen Fund, den
Bischof Martin Anselm auf den Stufen zur Krypta seines prachtvollen Doms in
Hildesheim gemacht hatte.
Christian Albert, der Leiter der Jugendgruppen und momentan auch emsiger Helfer
auf der Dombaustelle, lag erschlagen am Boden. Verdächtige gab es genug. Durch
die Ausgrabungen im Mariendom war täglich ein vielköpfiges Studenten-Team
unter Leitung des Archäologen Professor Schmid zugegen, städtische Beamte und
Angestellte des Klerus versahen ihren Dienst und beaufsichtigten die Arbeiten.
Außerdem war es mit Christians Ehefrau Rita zu einem heftigen Streit gekommen,
in dem sie ihm Ehebruch vorwarf und er sich vehement gegen ihre
Scheidungsgedanken wehren musste. War eine Kurzschluss-Handlung die Folge oder
wer hatte ein greifbares Motiv? Wilhelm Brandt, der Gerichtsmediziner und die
Kommissare Brunner und Müller nahmen die Recherchen auf und stießen auf einen
ungewöhnlichen Hinweis. In der Tasche des Toten steckt ein knisterndes
Schokoladenpapier aus dem "Bittersweet", jenem kleinen Geschäft für
Schokolade und Kaffee, das Paula Anders im traditionsreichen Fachwerkhaus, dem
"Umgestülpten Zuckerhut" in bester Lage Hildesheims eröffnet hatte.
So erhielt der ermittelnde Polizist Volker Müller, der seit wenigen Stunden
auch geschiedener Exmann von Paulas Nichte Susi war, nicht nur wertvolle Infos
über allerlei verführerische Köstlichkeiten sondern auch versteckte Hinweise
zu Motiven und Tätern, die er nicht für möglich gehalten hätte. Und damit
wurde klar, dass es nicht bei diesem einen Verbrechen bleiben würde, wenn man
den Mörder nicht entlarvte, für den so viel auf dem Spiel stand. Und der
würde erst Halt machen, wenn niemand mehr seine Identität verraten könnte.
Nur - wer konnte es sein in diesem Verwirrspiel- denn Identititäts-Geheimnisse
hat hier so mancher......
Die Autorin hat hier ein hübsches, ungewöhnliches Debüt geschrieben, in dem
sie Spannung und Entspannung zu einer recht vergnüglichen Geschichte vermischt.
So eine Leiche auf den Stufen zur Dom-Krypta bringt natürlich ein bisschen
Grusel herüber, der allerdings in einem duftenden Mix von kostbarem Kaffee und
exotisch zubereiteten Kakao - und Schokoladekombinationen nur eine relativ
unscheinbare Gänsehaut hervorruft. Die Geschichten um Paula und ihr
Spezialitäten-Lädchen im alten Fachwerkhaus, um Dufterlebnisse und
Geschmacksempfindungen oder ausgeklügelte Zubereitungstechniken dieser
schokoladigen Seelentröster bilden meines Erachtens nach den Kernpunkt des
Romans und werden auch durch den Blick auf einen abtrünnigen Priester und den
hier wankenden Klerus nicht erheblich beeinträchtigt. Die kleine Truppe um
Paula Anders ist sympathisch und authentisch, bewältigt die Unbillen des
Schicksals mit zahlreichen "hauseigenen" Getränken und steuert dann
versöhnt und erleichtert auf einem restaurierten "Coffee-Truck" in
Richtung Zukunft.
Flüssig geschrieben, mit ein paar menschlichen Schwächen garniert, die so ins
Licht treten, dass auch der Leser sie als "läßlich" bewertet, ist
das Buch eine unterhaltsame Lektüre, die einige Stunden recht netten Lesespass
verspricht, wobei es dem eingefleischten Krimileser mit hoher Spannungserwartung
nicht unbedingt empfohlen sein sollte.
Fazit
Ein Genußkrimi, der das Herz aller Schokoladenliebhaber höher schlagen läßt.
Kalter Mord und heiße Schokolade - das hat was.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 02. Juli 2014 2014-07-02 14:47:35