Seit einiger Zeit ist der junge Kellner Adam nervös, wenn eine junge Frau das
Café betritt, in dem er arbeitet. Sie bestellt sich einen koffeinfreien Latte
und sitzt stundenlang mit einer schier unglaublichen Traurigkeit am Fenster. Von
Tag zu Tag ist Adam mehr von ihr fasziniert. Schließlich fasst er sich ein Herz
und spricht sie an. Was er nicht weiß ist, dass Bryony einen schweren Verlust
erlitten hat. Ihre große Liebe Max wurde auf offener Straße erschossen. Seit
diesem Tag igelt sich Bryony ein und findet nur schwer zurück ins Leben.
Das zentrale Thema des Romans von Jessica Thompson ist das Verzeihen. Über eine
Website ist sie auf dieses Thema aufmerksam geworden. Ein Thema, dass sie fortan
nicht mehr losgelassen hat. So ersann sie eine Geschichte, in der mehrere
Protagonisten eine entscheidende Rolle spielen. Der 12. März 2009 ist nicht nur
für Bryony ein Schicksalstag. Auch für Keon ändert sich das Leben von Grund
auf, als er aus einem anfänglichen Spaß heraus einen dramatischen Fehler macht
und einen Mann, Max, erschießt. Da sind aber auch noch Sara und Rachel, die an
diesem Tag ebenfalls schicksalshafte Erlebnisse haben: Sara entdeckt auf einer
Dating-Seite im Internet das Profil ihres Mannes und Rachel erfährt durch einen
dummen Zufall, dass sie adoptiert wurde. Sie stellt ihr bisheriges Leben in
Frage und begibt sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern.
Diese vier Handlungsstränge wechseln sich ab und sorgen gerade zu Beginn des
Romans dafür, dass sich "Ein Tag im März" ausgesprochen gut liest.
Mit geschickt gesetzten Cliffhangern heizt Jessica Thompson das Interesse des
Lesers immer weiter an. Auch die Gefühlslagen ihrer Figuren hat sie so
dargestellt, dass man sich mit allen identifizieren kann. Den Großteil der
Handlung nimmt natürlich die Geschichte von Bryony und Adam ein. Leider sorgt
dies im weiteren Verlauf dafür, dass die anderen Handlungsstränge nach und
nach an Tiefe verlieren. Und so flacht die Handlung mit zunehmender Dauer
erheblich ab. Einige Situationen werden nur noch angerissen und sorgen dafür,
dass der Plot immer durchsichtiger wird.
Gänzlich enttäuscht hat mich das Ende, dass zu vorhersehbar und klischeehaft
ist. Hier hätte ich mir gewünscht, das Jessica Thompson noch eine
überraschende Wendung aus dem Hut zaubert.
Fazit
"Ein Tag im März" beginnt ausgesprochen gut. Verpackt in mehrere
Handlungsstränge setzt sich die Autorin sehr einfühlsam und realitätsnah mit
dem Thema Verzeihen auseinander. Auch wenn die unterschiedlichen Plots das Rad
dieses Literaturgenres nicht neu erfinden, kann die Geschichte anfangs für
großen Lesespaß sorgen. Leider lässt dieser Lesespaß mit zunehmender Dauer
nach und gipfelt in einem Ende, dass mich weder überzeugen, geschweige denn
überraschen konnte.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 22. April 2014 2014-04-22 15:52:32