25 dunkle Erzählungen, wie man einen Menschen um die Ecke bringt.
Auf dem Titelbild befinden sich all die Utensilien, die man mit einem Detektiv
in Verbindung bringt. Eine qualmende Zigarette, ein Whisky und ein Revolver mit
Ersatzpatronen. Der Autor Robert Herbig ist mit seinen Erzählungen auf der
Seite der Polizei, und dennoch ist er gern auch auf der Seite seiner Täter um
den Lesern spannende Unterhaltung zu bieten.
In den Fernseh-Krimis sind die Gestalten nahezu perfekt, der Täter ist jeweils
ein kleines Genie, dem es gelingt, einen Fall fast unlösbar darzustellen. Die
Ermittler, ob Polizisten oder Privatdetektive, geben sich alle Mühe, meist im
Team, dem Treiben des Verbrechers ein Ende zu setzen. Es gibt kaum noch
Verbrechen aus Leidenschaft, alle sind kalkulierte Morde.
Robert Herbig greift der Realität mit seinen Abenteuern unter die Arme. In
seinen Kriminalkurzgeschichten, die zum Teil bereits in anderen Büchern
erschienen, lässt er die Morde manchmal recht beiläufig und keineswegs geplant
erscheinen. Die Ermittler sind manches Mal überrascht, aus welch nichtigen
Gründen der Mensch seinesgleichen vom Leben zum Tode befördert und wie sie
versuchen, aus der Schlinge der Ermittlungen zu entkommen.
Als Leser fragt man sich durchaus, kann der Täter unerkannt entkommen? Oder
steht dem Kriminellen am Ende nicht doch Justizia im Weg und weist den Weg in
die Zelle? Robert Herbig gelingt es seinen überanspruchten, seelisch geplagten
Ermittlern die nötigen Erfahrungen mitzugeben, um die Verbrecher Dingfest zu
machen. Seine Mitbürger mit kriminellen Energien sind eben keine Genies und
leiden manchmal an geistiger Armut, wenn sie glauben davonkommen zu können.
Sollte es einmal ein perfektes Verbrechen gegeben haben, dann ist es, weil
perfekt, nie herausgekommen. So bleiben die Täter in ihrer Selbstgefälligkeit
immer in der Annahme, ihr Sinn für Gerechtigkeit ist der wahre Gedanke und sie
helfen der Gerechtigkeit und der Menschheit, irrigerweise verhaftet. Sie biegen
sich ihre Weltsicht so zurecht, wie sie glauben, dass sie ist oder sein sollte.
Fazit
Autorinnen und Autoren erzählen gern Geschichten, bieten dem Leser Unterhaltung
und ihren Protagonisten Tod und Verderben oder Erfolg und Glück, je nachdem
welche Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Manche der Erzählungen die
Robert Herbig zusammenstellte sind ein bisschen makaber, einige richtig schräg
und andere wiederum humorvoll angelegt. Bei ihm wird natürlich gemordet, was
das Zeug hält, sonst wäre es keine Kriminalkurzgeschichtensammlung. Seine
Morde erster Klasse gehen, wie im wirklichen Leben, jedoch auch manchmal, zur
Verwunderung der Opfer, schrecklich daneben. Es wird sicherlich vorkommen, dass
sich die Leser in den Geschichten wiederentdecken. In den Köpfen der Menschen
finden sich immer wieder chaotische Ideen, die sich aus den Kriminalerzählungen
ergeben. Aber irgendwie müssen doch alle Ideen und Hinweise zu einen positiven
Ende führen, einen Sinn ergeben und zu einem Zwecke durchgeführt werden, der
letztlich dazu führt, dass der Mord doch noch gelöst wird. Deshalb lieben die
Leser spannende Kriminalgeschichten. In der Sammlung von Robert Herbig und den
beiden Erzählungen von Sascha Herbig werden die Erzählmuster ganz bewusst
durchbrochen. Doch manchmal gehen die Geschichten anders aus als der Leser
erwartet.
In den letzten Jahren erschienen immer mehr Krimis, die konsequenter Weise von
den Verlagen als Eifel-Krimis, Hessen-Krimis, Friesen-Krimis bezeichnet wurden.
Gemeinsam galt den einfallslosen Titeln, dass sie quasi vor der Haustür der
jeweiligen Autoren spielten. So entstand der Begriff Regional-Krimi. Der Verlag
Saphir im Stahl verzichtet bei dieser Kurzgeschichtensammlung Morde erster
Klasse und der vorherigen Sammlung Eine Leiche auf Reisen, bewusst auf eine
solche Schubladenbezeichnung. Dennoch, auch hier sind die Handlung durchdacht
und hintergründig, Figuren differenziert dargestellt mit einem Hauch
Lokalkolorit. All dies sind Punkte, die Robert Herbig in seinem Buch Morde
erster Klasse hervorragend vereint.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 18. April 2014 2014-04-18 19:06:16