Georg Hartmann leitet das Lager an der Möhnetalsperre, in dem russische und
ukrainische Zwangsarbeiterinnen Munition für die deutsche Wehrmacht herstellen
müssen. Hartmann, der eigentlich Lehrer ist, sieht das Nazi-Regime sehr
distanziert und setzt sich immer wieder für die Arbeiterinnen ein. Sein
Schwager Axel, ein Gestapo-Offizier, der ihm den Job als Lagerleiter besorgt
hat, damit Georg nicht an die Front muss, sieht sein Verhalten mit sehr
gemischten Gefühlen. Die Situation eskaliert, als Nadjeschka in das Lager kommt
und Georg sich Hals über Kopf in sie verliebt. Zur gleichen Zeit macht sich der
britische Geheimdienstmitarbeiter Eric Knowlden auf die Suche nach Nachtauge,
einer deutschen Spionin, die kurz davor steht, einen geheimen Plan der
britischen Streitkräfte aufzudecken, der womöglich kriegsentscheidend sein
kann. Allerdings muss Knowlden aufpassen, denn Nachtauge schreckt auch vor Mord
nicht zurück.
Als Aufhänger für seinen Roman "Nachtauge" hat sich Titus Müller
die Zerstörung der Möhnetalsperre im Zweiten Weltkrieg durch britische
Soldaten ausgesucht. In zwei unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt er
seine Geschichte. Der Roman beginnt mit einem Bombenangriff auf London und Eric
Knowldens Versuch, die Spionin dingfest zu machen. Mit einem packenden
Cliffhanger wechselt er dann das Geschehen und geht nach Deutschland, wo der
Leser Georg Hartmann kennenlernt. Gerade diese Passagen sind außerordentlich
gut gelungen.
Im weiteren Verlauf wechseln dann immer wieder die Schauplätze. Da viele Leser
wissen, wie die damalige Operation der Briten ausgegangen ist, nimmt sich hier
ein wenig Spannung aus dem Roman. Daher hätte die Liebesgeschichte von
Nadjeschka und Georg ruhig noch etwas dramatischer ausgestaltet werden
können.
Auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, da Titus Müller nur bedingt
Unwägbarkeiten für seine Protagonisten bereit hält. Hier ist mir der Roman
ein wenig zu brav, zu vorhersehbar.
Sehr gut sind die Recherchen, die Titus Müller sehr gekonnt in seine Handlung
einbaut und die er im lesenswerten und überaus informativen Anhang noch ein
wenig ausführt und kommentiert.
Fazit
"Nachtauge" ist insgesamt ein wirklich lesenswerter Roman. Titus
Müller lässt die Zeit des Zweiten Weltkrieges sehr lebendig werden und
überzeugt mit einer glaubhaften Darstellung der damaligen Ereignisse. Im
direkten Vergleich zu seinem Roman "Tanz unter Sternen" gibt es hier
ein paar Abzüge, da es ihm nicht ganz so fesselnd gelungen ist, die Geschichte
von Georg und Nadjeschka zu erzählen, wie seinerzeit die von Nele und Mattheus.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 06. April 2014 2014-04-06 17:04:43