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Wulf Schönbohm: Parteifreunde

Parteifreunde

von Wulf Schönbohm
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-612-27121-1

Preis: 12,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. November 2024]
Wulf Schönbohm gehörte zu den engeren Freunden Heiner Geißlers. In diesem kaum verhüllten Schlüsselroman beschreibt er das Innenleben nicht einer Partei, sondern konkret der CDU zur Zeit Kohls. Der Roman ist durchaus spannend geschrieben, allerdings vermisse ich Hintergründe zum Sturz Geißlers. Zu einseitig diffamierend und daher zu wenig differenziert erscheint das Bild des allmächtigen Parteivorsitzenden gezeichnet. Die Charaktere sind daher nicht interessant, sondern vollkommen machtbesessen und einseitig sofort als "die Guten" und "die Bösen" identifizierbar. Schönbohm entwickelt zu wenig Distanz zu den Vorgängen von 1989. Und so kamen mir beim Lesen dieses Romans die Bücher von Klaus Bölling: "Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt" aus dem Jahre 1982 sowie das Buch von Manfred Zach aus dem Jahre 2001: "Monrepos oder die Kälte der Macht" in den Sinn. Alle drei Titel, insbesondere Zachs Roman, sind mit dem vorliegenden Werk vergleichbar: aus dem unmittelbaren Erlebnis heraus geschrieben, lassen sie - alle drei Autoren gehörten zum unmittelbaren politischen Umfeld der jeweils geschilderten Politiker - bei Schönbohm Geißler, bei Bölling Schmidt, bei Zach Späth - jegliche kritische Distanz vermissen. Insofern verspricht der Titel, nämlich dem unbefangenen Leser objektiv das Innenleben einer politischen Partei zu vermitteln, mehr als er hält. Wer Interesse an Schlüsselromanen dieser Art hat, mag das Buch gerne lesen - gewinnbringend ist es meines Erachtens nicht, denn dafür fehlt die notwendige kritische Distanz und auch der notwendige Abstand zu den Ereignissen. Wie heißt es manchmal so schön: die Zeit heilt die Wunden. Ein solches Buch ist sicherlich gewinnbringender, wenn die geschilderten Vorgänge weiter zurückliegen und der notwendige Abstand durch alle Beteiligten dazu gewonnen ist.
Fazit
Auch wer politische Schlüsselromane mag, dürfte von diesem Buch eher enttäuscht sein.
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 10. Januar 2004

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