Die sechszehnjährige Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester
Hannah im Warschauer Ghetto. Um sich über Wasser zu halten, schmuggelt Mira
Lebensmittel ins Ghetto. Als die SS beschließt, die Bewohner des Ghettos zu
ermorden, schließt sich Mira dem Widerstand an. 28 Tage. Länger als jeder
andere Widerstand, können die Bewohner den Schergen der Nazis trotzen. 28 Tage,
in denen Mira ganz unterschiedliche Erfahrungen machen muss. Diese reichen von
Verrat über Leid bis hin zu Glück, denn so schwer die Zeiten auch sind,
erfährt Mira auch was Liebe ist. Denn in diesen 28 Tagen klärt sich, ob ihr
Herz zu Daniel oder Amos gehört.
Mit fünf humorvollen Romanen wie "Mieses Karma" oder "Happy
Family" hat sich David Safier eine große Fangemeinde erschrieben und gilt
als einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart. Für seinen neuen
Roman hat er sich ein Thema ausgesucht, welches sich gänzlich von seinen
bisherigen Werken unterscheidet. Der Widerstand der jüdischen Bevölkerung im
Warschauer Ghetto. Als Autor von Unterhaltungsromanen begibt man sich bei dieser
Thematik auf eine schmale Gratwanderung. Auf der einen Seite stehen die
Schrecken der tatsächlichen Begebenheiten, auf der anderen Seite die Frage, wie
man das Thema so aufbereiten kann, das es einen Leser fesselt. Legt man den
Klappentext und David Safiers bisherige Romane zu Grunde, kommt man schnell zu
der Ansicht, das er, so weit es geht, die Leichtigkeit seiner Geschichte
herausstellen wird.
Doch weit gefehlt. Schon die ersten Seiten machen deutlich, dass von der
leichten Erzählweise seiner ersten Romane nicht viel übrig ist. Sehr
gewissenhaft hält sich David Safier an die Ereignisse im Mai 1943 und
verknüpft reale Personen der Zeitgeschichte, wie Janusz Korczak mit seiner
fiktiven Heldin. Dabei nimmt er den Leser auf eine spannende Geschichte mit, in
der die Liebesgeschichte nicht den Mittelpunkt darstellt, sondern eher als
Katalysator dient, die schrecklichen Ereignisse der damaligen Zeit für den
Leser erträglicher zu machen.
Mit Mira hat David Safier eine Protagonistin erschaffen, die (auch bedingt durch
das Thema) deutlich mehr Tiefe besitzt, als seine früheren Romanfiguren. Eher
durch die Ereignisse bestimmt, als aus eigener Überzeugung schließt sie sich
dem Widerstand an. Durch ihre Augen erlebt der Leser jetzt mit, was sich in den
Tagen des Aufstandes abgespielt hat.
Das bringt mich sui meinen einzigen Kritikpunkt. Auch wenn es David Safier ganz
hervorragend gelungen ist, die Menschen und die damaligen Ereignisse zu
beschreiben, konnte ich nicht wirklich eine emotionale Bindung zu Mira
herstellen. Zwar liest sich der Roman sehr gut, doch das Mitleiden und
Mitfiebern hat sich bei mir bis zum Schluss nicht einstellen wollen.
Fazit
"28 Tage lang" ist ein lesenswerter Roman für alle Altersschichten.
Gerade Jugendlichen sei die Lektüre empfohlen, da sie aus der Perspektive einer
Altersgenossin viel über die Vergangenheit erfahren, die zwar abgeschlossen
ist, aber nicht vergessen werden darf. Ist man vor der Lektüre skeptisch, ob
David Safier auch die Klaviatur der leisen Töne beherrscht, kann man nach der
Lektüre von "28 Tage lang" sagen, dass es ihm gelungen ist. Die
Geschichte regt zum Nachdenken an und zählt mit Sicherheit zu den
Buchhighlights dieses Frühlings!
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 17. März 2014 2014-03-17 20:31:06