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David Safier: 28 Tage lang

28 Tage lang

von David Safier
Verlag: Kindler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-463-40640-4

Preis: 2,10 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Die 16-jährige Mira ist die Ernährerin ihrer Familie. Sie schmuggelt Waren aus der Stadt ins Warschauer Ghetto und verkauft sie dort weiter. Wer im Ghetto überleben will, muss schnell und schlau sein. Schmuggel wird von den Besatzern der Stadt mit dem Tod bestraft. Kopfgeldjäger, von den ins Ghetto gesperrten Juden Hyänen genannt, sind außerhalb der Ghettomauern ständig auf der Jagd nach Juden, die sie auf eigene Rechnung ausrauben und an die Nazis verraten. Miras helle Augen lassen nicht vermuten, dass sie Jüdin sein könnte. Sauber gekleidet spielt sie draußen auf dem Markt der polnischen Stadt die Rolle einer respektablen polnischen Frau und nennt sich dann Dana. Für jemand, dem selbst kaum etwas zum Leben geblieben ist, bedeutet dieser Auftritt allein schon ein Kunststück. Miras älterer Bruder Simon arbeitet für die Judenpolizei, er verrät andere Juden an die Nazis und rettet damit von einem Tag auf den anderen sein eigenes Leben. Durch Daniel, mit dem Mira befreundet ist, wird sie über die Ereignisse im Waisenhaus des Janusz Korczak informiert.

Die Menschen im Ghetto haben Angst an Typhus zu erkranken, Angst die Aufmerksamkeit der deutschen Besatzer zu erregen und mit dem nächsten Transport ins Vernichtungslager transportiert zu werden. Die Umklammerung der Besatzer wird mit jedem Tag erstickender, schon bald ist Miras üblicher Weg auf die andere Seite abgeschnitten. Sollte Mira auf ihren gewagten Besorgungsgängen etwas passieren, müssen ihre Mutter und ihre Geschwister verhungern. Wer unter diesen Bedingungen überleben will, muss anderen vertrauen können, aber vorsichtig in der Wahl seiner Freunde sein. In dieser Situation wird Mira wegen ihres unauffälligen Aussehens von einem Mitglied der Widerstandsbewegung als Kurier angeworben. 28 Tage lang wird die Widerstandsbewegung von nun an verzweifelt den Besatzern trotzen.

David Safier (*1966) erzählt der ihm nachfolgenden Generation Miras Geschichte, in Erinnerung an seine Großeltern, die im Ghetto von Lodz und in Buchenwald starben. Safier vermittelt aus der Sicht seiner jungen Hauptfigur die kaum vorstellbare Tatsache, wie ab 1940 500 000 eingesperrte Menschen im Warschauer Ghetto überleben konnten und wie unter den geschilderten Lebensbedingungen Widerstand überhaupt organisiert werden konnte. Das Ghetto ist hoffnungslos überbevölkert, die Versorgung der hinter eine Mauer gefangenen Bewohner funktioniert längst nicht mehr. Safiers (fiktive) jugendliche Figuren mussten früh erwachsen werden. Für Kinder ihrer Zeit denken, handeln und sprechen sie zum Teil zu modern. Diese Eigenschaft könnte man einem Alltag zuschreiben, in dem sich täglich die Frage stellt, welche moralischen Grenzen man zu überschreiten bereit ist, um dem Gegner ein paar Tage des Überlebens abzutrotzen und die eigene Haut zu retten. Mit seinen sehr glaubwürdigen Figuren schafft Safier für jugendliche Leser ideale Identifikationsmöglichkeiten. Wie geht man mit den Schuldgefühlen um, wenn man selbst lebt und andere nicht überlebt haben? Was für einen Menschen macht es aus einem, wenn man morgen schon tot sein könnte? Wollen Safiers Figuren überhaupt die Helden sein, zu dem die Kameraden im Widerstand sie erklären, wenn sie sich gegenseitig Mut zuspechen?
Fazit
Safiers Roman über die letzten Tage des Warschauer Ghettos empfehle ich als spannende Abenteuergeschichte vor authentisch beschriebenem historischem Hintergrund wegen seiner glaubwürdig gezeichneten Figuren besonders Jugendlichen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 16. März 2014

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