Don Tilman ist ein besonderer Mensch. Er hat seinen Tagesablauf nach einem
strikten Plan organisiert und jede überflüssige Begebenheit aus seinem
Kalender gestrichen. So kann er sich voll und ganz auf seine Arbeit als
Genetiker konzentrieren, die in einem Lehrauftrag gipfelt. Zwar gerät er hin
und wieder mit der Dekanin aneinander, doch Don würde sein Leben als nahezu
perfekt beschreiben. Wäre da nicht die Suche nach einer Partnerin. Eines Tages
hat Don die Idee seines Lebens: Er entwirft einen mehrseitigen Fragebogen, um
mit dessen Hilfe die perfekte Ehefrau zu finden. Sein Freund Gene sieht dem
Ehefrauen-Projekt mit gemischten Gefühlen entgegen. Als dann durch Zufall Rosie
in Don's Leben auftaucht, ist das Chaos vollkommen, denn Rosie entspricht nicht
im Geringsten Don's Vorstellungen von seiner künftigen Frau. Sie arbeitet als
Barkeepern, raucht und ist vollkommen unorganisiert. Allerdings hat sie es auf
Don wegen eines anderen Projektes abgesehen, denn sie benötigt seine
Fähigkeiten als Genetiker, da sie auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater
ist. Und so stürzt sich Don neben dem Ehefrauen-Projekt auch noch in das
Rosie-Projekt.
"Das Rosie-Projekt" ist der Debütroman des Australiers Graeme
Simsion. Weltweit stürmt sein Erstling die Bestsellerlisten und hat dafür
gesorgt, das Don und Rosie in über vierzig Ländern bekannt sind. Diese
Begeisterung ist über weite Strecken des Buches auch gerechtfertigt. Mit Don
Tilman hat der Autor eine der interessantesten Romanfiguren der letzten Jahre
zum Leben erweckt. Der am Asperger Syndrom erkrankte Tilman kann gerade zu
Beginn des Romans den Leser begeistern. Einfühlsam, sympathisch, humorvoll und
nachdenklich lässt Graeme Simsion seinen Protagonisten agieren. Allein die
Entwicklung, die sein Held im Verlauf der Geschichte durchlebt, rechtfertigt die
Lektüre dieses Romans. Mit Rosie hat er ihm dann eine Frau an die Seite
gestellt die ihn (und den Leser) fordert. Durch Rosie entstehen viele
Konfliktpunkte, die dem Leser jede Menge Spaß machen.
Allerdings musste ich ab der Hälfte feststellen, dass die Geschichte etwas von
ihrem anfänglichen Charme verloren hat. Der Leser hat sich auf die beiden
Charaktere eingestellt und manche Szenen, die gerade zu Beginn lustig waren,
verlaufen sich jetzt ein wenig im Nirgendwo. Hinzu kommt, dass ich das Ende zwar
nicht wirklich schlecht, aber doch sehr genretypisch fand. Hier hat man ein
wenig den verdacht, als habe der Autor auf eine mögliche Verfilmung geschielt.
Der Schreibstil von Graeme Simsion ist okay. Mit einfachen Sätzen lässt er
seine Protagonisten agieren.
Fazit
"Das Rosie-Projekt" ist definitiv eine der schönsten und
ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der letzten Zeit. Mit Don und Rosie gibt es
zwei Protagonisten, mit denen sich der Leser gerne einlässt. die
überschwänglichen Kritiken sind größtenteils gerechtfertigt. Mir hat der
Roman gut gefallen, auch wenn ich ab der Mitte nicht mehr ganz so euphorisch
dabei gewesen bin. Trotzdem kann ich "Das Rosie-Projekt" empfehlen!
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 10. März 2014 2014-03-10 15:39:48