Nicole ist dreizehn Jahre, als sie auf der Silvesterfeier ihrer Eltern Julian
kennenlernt. Zunächst verliebt, entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe
Freundschaft. Jahr für Jahr erzählen sie sich ihre Neujahrsvorsätze, bis es
zu einer schicksalhaften Silvesternacht kommt, die alles verändert. Fortan ist
Nicoles Leben das reinste Chaos. Ihre Ehe kriselt gewaltig und zu allem
Überfluss taucht auch noch Aidan auf, der ihr vor vielen Jahren das Herz
gebrochen hat. Aber Nicole ist entschlossen, ihr Leben wieder in den Griff zu
bekommen.
Mit "Du und ich und all die Jahre" ist der Britin Amy Silver ein
gefühlvoller Roman über das Leben, die Liebe und die schicksalhaften Wege,
denen wir uns alle stellen müssen, gelungen. Amy Silver erzählt ihren Roman in
zwei Ebenen. Da ist die Gegenwart, in der Nicole mit ihrem Mann Dominic zusammen
ist und in der sie sich auf eine Silvesterfeier in New York vorbereiten. In
Rückblenden, die jeweils am Silvesterabend spielen, erfährt der Leser mehr aus
Nicoles Vergangenheit. Die Rückblenden beginnen mit der Silvesterfeier, an der
sie Julian trifft. Jedem Rückblendenkapitel steht eine Liste mit fünf
Neujahrswünschen voran, die Nicole mit Julian austauschen will.
Dieses Zusammenspiel ergibt von Kapitel zu Kapitel ein zusammenhängenderes
Bild. Offene Fragen, die sich im Verlauf der ersten einhundert Seiten ergeben,
werden nach und nach beantwortet und vervollständigen das Leben von Nicole.
Dieses Mosaik hat Amy Silver sehr einfühlsam, authentisch und ohne Kitsch,
dafür aber sehr spannend geschrieben.
Ihre Ich-Erzählerin Nicole ist dabei ein großer Identifikationsfaktor. Gerade
weil Nicole alles andere als perfekt ist, trägt sie ihren Teil dazu bei, die
Glaubwürdigkeit der Geschichte zu tragen. Aber auch die andren Figuren haben
mir durchweg gut gefallen. Da ist Alex, Nicoles beste Freundin, die sich durch
eine unglückliche Ehe kämpfen muss und deren Freundschaft zu Nicole auf eine
harte Bewährungsprobe gestellt wird. Da ist Dominic, der permanent gegen die
Schatten der Vergangenheit ankämpfen muss. Da ist Aidan, Julians Cousin, zu dem
Nicole eine besondere Beziehung hat. Und da ist natürlich Julian, der von einer
Jugendschwärmerei zu einem Fixpunkt in Nicoles Leben wird.
Wie gesagt, durch die unterschiedlichen Erzählebenen baut Amy Silver genügend
Spannung auf, um das Interesse des Lesers an der Geschichte bis zum Schluss zu
halten. Am Ende gelingt es ihr, die Story nicht in einem rosaroten Happy End
versinken zu lassen, sondern die Grautöne herauszuarbeiten, die dem Leser die
Möglichkeit geben, eigene Interpretationen anzustellen, wie die Geschichte von
Nicole weitergehen wird.
Fazit
"Du und ich und all die Jahre" ist ein überaus lesenswerter Roman
über Liebe und Freundschaft. Ein intelligent aufgebauter Plot und sympathische
Figuren sorgen dafür, dass der Lesespaß bis zum Schluss erhalten bleibt. Ein
echtes Romanvergnügen nicht nur für weibliche Leser.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 17. Februar 2014 2014-02-17 15:42:03