Der Mann, der sich Gabriel nennt, weiß alles über Judith. Er hat sie
beobachtet, fotografiert und scannt jeden ihrer Auftritte in sozialen
Netzwerken. Aufgrund von Fotos, die ihren Freund Jan mit einem anderen Mädchen
zeigen, macht Judith sogar Schluss mit Jan. Der anonyme Verfolger muss einen
gigantischen Aufwand treiben, seine Fotos sind noch analog aufgenommen und von
Hand vergrößert. Leichtsinnig lässt Judith sich auf einen Kontakt zu dem
sonderbaren Typen per Mail und Skype ein. Gabriel hält sich für einen Zauberer
mit Worten. Dass sein ausgeklügelter Annäherungsversuch bei Judith nicht
ankommen könnte, scheint ihm unvorstellbar. Ein persönliches Treffen endet als
Desaster, weil Gabriel im realen Leben so gar keine Ähnlichkeit mit seiner
konstruierten Online-Persönlichkeit hat. Fortan wird Judith von ihrem
sonderbaren Verehrer per Mail und SMS belagert. Gabriel, der Judiths Alltag bis
ins Detail studiert hat, kommt der Achtzehnjährigen in seinem Werben um sie
beängstigend nahe.
Fazit
Stalking mit modernen Kommunikationsmitteln ist ein wichtiges Thema, das Peter
Schwindt in einem spannenden Plot umsetzt. Nicht nur Judith, die Hunde liebt und
von Hunden geliebt wird, hat als Hauptfigur auf mich sehr glaubwürdig gewirkt,
sondern auch die Nebenfiguren. Der Roman wird in drei Handlungssträngen
erzählt, die Judith, Gabriel und einer anfangs noch unbenannten Figur folgen.
Durch die frühe Festlegung auf ein einziges Erklärungsmuster für Gabriels
psychopathische Verehrung entfällt das Rätseln von Ermittlern und Lesern über
die Motive des Täters. Schwindts Jugendthriller hätte ich erheblich spannender
gefunden, wenn er seinen Lesern die Freiheit gelassen hätte, Gabriels Verhalten
selbst zu analysieren. Aus diesem Grund und wegen eines bei einem erfahrenen
Autor unnötigen Recherchefehlers (auf Seite 66) sehr knappe 7 Sterne.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 06. Februar 2014 2014-02-06 15:09:49