Ein Mann zieht durch die Straßen Berlins und kann sich an nichts erinnern:
weder an seinen Namen, noch warum er in Berlin ist. Die Obdachlosen nennen ihn
Noah, da dieser Name auf seinen Handballen tätowiert wurde. Ein Obdachloser
namens Oscar hat Noah unter seine Fittiche genommen und ihn gepflegt, da Noah
eine Schusswunde abbekommen hat. Die Suche nach seiner Identität wird für Noah
zu einem Alptraum, zumal die Erde gerade im Chaos versinkt. Eine Grippeepidemie
hält die Welt in Atem und Noah muss erkennen, dass er ein Puzzleteil dieser
Krankheit ist. Stück für Stück kommt er seiner Identität näher, zu der auch
die Tatsache gehört, dass er den amerikanischen Präsidenten persönlich kennt.
Es beginnt eine globale Hetzjagd, denn es gibt Kräfte, die es nicht gut finden,
dass Noah noch am Leben ist.
Für seinen neuen Roman begeht der Berliner Bestsellerautor Sebastian Fitzek
neue Wege. An erster Stelle steht natürlich die Tatsache, dass er mit
"Noah" erstmals keinen Psychothriller vorgelegt hat. Daher ist auch
der Verlagswechsel für dieses Werk durchaus nachvollziehbar. Ich finde es gut,
dass sich Sebastian Fitzek an einer anderen Spielart der Spannungsliteratur
versucht, zumal sich nach meinem Geschmack in seinen letzten Psychothrillern
schon ein wenig Routine eingeschlichen hat.
Leider konnte mich "Noah" nicht ganz überzeugen. Sicher, der Plot ist
recht spannend und das Thema interessant. Und, das sagt Sebastian Fitzek auch in
seinem überaus lesenswerten Nachwort, das Werk ist kein Sachbuch sondern ein
Roman. Und der soll in erster Linie immer noch unterhalten (und vielleicht zum
Nachdenken anregen). Das alles ist auch völlig okay, doch ich hatte bei
"Noah" immer wieder das Gefühl, dass Sebastian Fitzek diesen Roman
schon vor längerer Zeit geschrieben hat. Und zwar in der Zeit vor seinem
großen Erfolg. Die Handlung ist an vielen Stellen ein Konstrukt aus Elementen
von Dan Brown, Robert Ludlum oder Tom Clancy. Die Figuren fand ich recht
klischeehaft. Allen voran die Hauptfigur Noah, mit der ich über die gesamte
Romanlänge nicht wirklich warm geworden bin und mit der ich auch nicht
mitfiebern konnte.
Auch der Spannungsbogen des Romans konnte mich nicht so fesseln, wie Sebastian
Fitzek es seinerzeit mit "Die Therapie" oder "Der
Seelenbrecher" vermocht hat. Das Werk schielt für meinen Geschmack viel zu
sehr auf die Bauweise typisch amerikanischer Thriller, was auch ein Indiz für
die ältere Bauweise des Romans sein kann.
Vielleicht sollte der Autor seinen kreativen Output überdenken. Nahezu im
Jahrestakt veröffentlicht er einen (manchmal auch zwei) Thriller. Auch bei
anderen Autoren dieses Genres hat sich leider gezeigt, dass bei diesem Pensum
oft die Qualität der Romane darunter leidet.
Fazit
Ein gutes Thema und eine interessante globale Verschwörung ergeben noch nicht
zwangsläufig einen guten Thriller. Der Ansatz von "Noah" ist
sicherlich gut und löblich, allein die Umsetzung konnte mich nicht komplett
überzeugen. Ich lese Herrn Fitzkes Romane seit ersten Therapie-Zeiten, werde
auch weiterhin dabei bleiben, hoffe aber trotzdem mal wieder auf einen Roman,
der für mich wieder ein echter Fitzek ist.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 09. Januar 2014 2014-01-09 17:01:59