Samuel wächst in einer Patchworkfamilie auf, gemeinsam mit einer Halbschwester.
Ihr beider Vater Elkanah ist Opernsänger und viel auf Reisen, sodass Samuels
Mutter viel mit den beiden Kindern allein ist. Theodora ist quicklebendig und
kontaktfreudig wie ihr Vater und notiert eifrig alles, was sie sieht und hört
kommentarlos in ihre Notizbücher. Samuel hingegen gleicht seiner Mutter, ist
still, nachdenklich, furchtsam und liebt seinen Großvater Elias, der mit ihm am
gleichen Tag Geburtstag hat. "Wie kann etwas, dass du selber erlebt hast,
nicht die Wahrheit sein", verteidigt Theodora ihre Notizen. Doch eben
gerade ein Blick in ihr unschuldiges Alltagsprotokoll wird Elkanah zu falschen
Schlüssen verleiten und zu einer Lüge, die er viel zu lange unaufgeklärt
lässt, sodass Samuel an seinem zwölften Geburtstag überraschend
verschwindet.
Die Australierin Ursula Dubosarsky stellt ihrem Buch ein Zitat aus Collodis
Pinocchio voran, ein Augenzwinkern zwischen Phantasie und Lüge. Sie erzählt
von einer Familie, in der zu vieles unausgesprochen bleibt. Gesehen, gehört und
miterlebt wird manches, doch wollen sich die Puzzlestücke für die
Protagonisten nicht zur Wahrheit zusammenfügen. Ebenso ergeht es dem Leser. In
wertungsfreier, klarer Sprache - übersetzt von Andreas Steinhöfel - erzählt
die Autorin Samuels Geschichte und vom Beziehungsgeflecht Familie. Mir wurde
beim Lesen erst spät bewusst, dass es mir erging wie den Personen in der
Geschichte. Ich fügte die vielen, aufeinander folgenden Informationshäppchen
viel zu übereilt zusammen. Auch ich glaubte die Wahrheit schon zu kennen, dabei
kannte ich längst noch nicht alle Puzzleteile. Ein eindringliches Buch, das
unter die Haut geht, indem es den Leser spüren lässt, wie wichtig es ist,
miteinander zu sprechen und einander zuzuhören.
Fazit
Ein eindringliches Buch, das unter die Haut geht, indem es den Leser spüren
lässt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen und einander zuzuhören.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
[Profil]
veröffentlicht am 09. Januar 2014 2014-01-09 18:49:57