Revolution für die Liebe. Die Geschichte spielt kurz vor Ende der
Biedermeier-Zeit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Es herrschte Unmut im Volk,
die Menschen übten Kritik und lehnten sich gegen die Monarchie und ihre Zwänge
auf, die eine unangemessene Trennung zwischen Herrschenden und Dienenden schufen
und deren gesellschaftliche Regeln starr, rücksichtslos und vermessen waren.
Eugenia Hentschel, die Tochter des angesehenen Wiesbadener Arztes Anton
Hentschel, lebte mit ihrer Familie im Herzogtum Nassau, in Holzhausen auf der
Heide, einem idyllischen Dorf, in das ihr Vater vor Zeiten zog, um, wie er
sagte, die schwache Gesundheit seiner Frau Charlotte zu stärken. Voller
Sehnsucht dachte Eugenia an die Abwechslungen und Zerstreuungen, die ihr die
Hauptstadt Wiesbaden einmal geboten hatte, an festliche Bälle und Soireés, auf
denen junge Damen wie sie ihre zukünftigen Ehemänner kennenlernen konnten. Das
Landleben, zu dem sie nun verurteilt war, erschien ihr öde und inhaltslos, der
Mangel an gleichgesinnten Freundinnen stimmte sie traurig und verdrossen.
Nur ihr Bruder Moritz vermochte es, ihre Stimmung aufzuhellen und sie zum
Lächeln zu bringen, aber der war entgegen aller Pläne seines Vaters, ihn in
Gießen Medizin studieren zu lassen, um in seine Fußstapfen zu treten, mit
einer immer größer werdenden Schar von Anhängern der Demokratie dabei, den
Boden für neue Rechte und Gesetze für Freiheit und Gleichheit zu bereiten. Und
dann überstürzten sich auch in Eugenias Leben die Ereignisse. Der Bauernsohn
Matthias trat in ihr Leben, und eine Liebe entstand, die von der Gesellschaft
nicht geduldet wurde und Eugenia in eine verzweifelte Lage brachte, in der sie
befürchten musste, den geliebten Menschen für immer zu verlieren und durch
eine alte Schuld aus der Vergangenheit das Opfer eines infamen Ränkespiels zu
werden.
Martina Frey hat hier einen bunten, anschaulichen Roman geschrieben, der den
Leser in eine interessante Epoche der Zeitgeschichte eintauchen lässt.
Ungläubig liest man über die strengen Regeln der Gesellschaft, die das Leben
miteinander bis in die Familien hinein bestimmten, man wird mit einer Zeit
konfrontiert, in der das Recht des Einzelnen nur dann etwas galt, wenn er zur
herrschenden Klasse gehörte und die Privilegien des Mannes das Einzige waren,
was in einer Ehe zählte. Das Schicksal der jungen Eugenia, die sich vom
oberflächlichen, gedankenlosen und verspielten Kind ihrer Zeit zur liebenden,
gefühlsstarken und mutigen jungen Frau entwickelt, ist der Rahmen für diese
unterhaltsame, poetische Geschichte, die - flüssig geschrieben - ein paar
unbeschwerte Lesestunden bringen kann. Unbeschwert auch deshalb, weil der Leser
ahnt, dass alle Bedrängnis ein gutes Ende nehmen wird - und das wünscht man
sich eben doch!
Fazit
Angenehm unterhaltsamer Lesestoff mit sympathischen Protagonisten und gelungenem
Einblick in die auslaufende Biedermeierzeit. Flüssig und anschaulich
geschrieben.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 15. Dezember 2013 2013-12-15 14:00:08