Nick Dunne und seine Frau Amy arbeiten in New York als Journalisten. Im Verlauf
der Wirtschaftskriese verlieren beide ihre Jobs. Eine Zeit lang halten sie sich
über Wasser, doch die Ersparnisse schwinden. In dieser Situation erhält Nick
die Nachricht, dass seine Mutter schwer erkrankt ist. Das Ehepaar beschließt
nach Missouri zu ziehen, wo Nick eine Kneipe eröffnet. Das Leben der beiden
läuft nicht unbedingt perfekt. An ihrem fünften Hochzeitstag passiert es dann:
Amy verschwindet spurlos. Natürlich gerät Nick in Verdacht, zumal sich auf
seinem PC merkwürdige Mails befinden und auch Amys Freunde berichten, dass sie
vor ihrem Mann Angst hatte.
Nimmt man die Werbesprüche auf dem Klappentext und die Verlagswerbung als
Grundlage ist "Gone Girl" der Thriller des Jahres 2013. Leider kann
ich dieser Einschätzung nicht wirklich folgen. Der Roman ist sicher nicht
schlecht, doch Hochspannung, von der zumindest Karin Slaughter schwärmt, konnte
ich nicht wirklich entdecken.
Dabei beginnt der Roman durchaus viel versprechend. Gillian Flynn wechselt mit
zwei Ich-Perspektiven zwischen Nick und Amy hin und wer, wobei das Leben von Amy
zunächst als Tagebucheintrag geschildert wird. Das liest sich anfangs sehr
interessant, doch hat sich für meinen Geschmack schnell ein wenig Langeweile
breit gemacht. Nach gut dreihundert Seiten stellt Gillian Flynn ihre bisherige
Romanhandlung mit einem geschickten und überraschenden Schachzug auf den Kopf.
Jetzt wird der Roman stellenweise richtig gut, da die Autorin einige
Überraschungen parat hält.
Leider hält diese Stärke nicht wirklich an. Der Roman ist jetzt zwar besser,
als über weite Strecken des ersten Drittels, doch wirklich fesseln konnten mich
auch diese Passagen nicht. Sicher, das Ende ist überraschend und setzt dem
Roman ein kleines Krönchen auf. Doch um diesen Punkt zu erreichen muss man sich
durch gut 560 Seiten lesen, bei denken ich oft geneigt war, das Buch aus der
Hand zu legen.
Fazit
"Gone Girl" ist sicher kein schlechter Thriller, doch die vollmundigen
Versprechungen finde ich zumindest ein wenig übertrieben. Gillian Flynn hat
zwar ein gutes Gespür für eine überraschende Handlung und mit Nick und Amy
zwei interessante Charaktere geschaffen, doch die Umsetzung des Romans ist nicht
wirklich überzeugend. Weite Strecken lesen sich eher wie Szenen einer Ehe, denn
als Thriller. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Letztlich ist
"Gone Girl" ein durchschnittlicher Thriller, den man lesen kann, aber
keinesfalls muss.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 24. Oktober 2013 2013-10-24 17:42:15