Im Gasthof "Zur Post" in Hellersberg wartet die Wirtin Ruth Eiden
vergeblich auf ihren angekündigten Pensionsgast, den Pharmareferenten Holger
Zilk. Wenn so ein Gast, der in der Post in Hellersberg mit seinen 3000
Einwohnern ein Zimmer bestellt hat, dann bis in die Nacht hinein nicht
auftaucht, so machen die Leute sich schon ihre Gedanken und spekulieren über
seinen Verbleib. Wenn aber dann der Wolfgang Schindler mit seinem Traktor zum
Holzschlagen in den Wald fährt und unterm Hochsitz eine Leiche findet, bei der
es sich einwandfrei um den vergeblich erwarteten Gast handelt, dann stehen die
Leute in Hellersberg schon Kopf, und das bis dato geruhsame Dasein des
Dorfpolizisten Heiner Landscheid nimmt ein jähes Ende, als er unter Mithilfe
seines unerfahrenen Kollegen Kevin Wahlen aus Hermeskeil die Ermittlungen
aufnehmen muss. Kann die Umschlagtasche, die auf dem Hochsitz liegt und eine
kleine Gartenschaufel aus Metall, eine Plastiktüte, Feuchttücher, Magneten in
Käferform und allerhand Krimskrams enthält, ein Hinweis sein?
Ehe man im Dorf recht zur Besinnung kommt, findet der ehemalige Hellersberger
Schlosser Hajo Nert beim Wandern eine zweite Leiche und nicht weit davon ein
Navigationsgerät, wie auch er selbst es zum Geocachen benutzt. Diese Situation
nun geht über Heiner Landscheids Zuständigkeit hinaus und erfordert das
Einschalten eines Trierer Kollegen, oder besser gesagt, einer Kollegin. Die
Kriminalkommissarin Vanessa Müller-Laskowski mit ihren sprühenden Augen und
den leuchtend roten Haaren ist den Dörflern suspekt - soviel Zeit ist in
Hellersberg noch nicht vergangen, dass man nicht noch hier oder da an Hexen
glaubt. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse. Ein brutaler Serienmörder
treibt sein Unwesen, um nach einem ganz bestimmten Muster sein tödliches Werk
zu verrichten. Immer wieder scheinen die Spuren mit Geocaching zu tun zu haben -
aber wer triff die Auswahl der Opfer? Ist es Rache, die hier verübt wird? Je
weiter die Ermittler vordringen, desto düsterer werden die Kapitel, die sie
enthüllen, nachdem der Mantel des Schweigens von ihnen genommen ist.
Moni und Simon Reinsch haben mit viel Engagement und Talent einen sehr
eindrucksvollen Debut-Roman geschrieben. Er ist eine hervorragend gelungene
Mixtur aus Spannung und Lokalkolorit, aus unterhaltsamer, guter Recherche und
einem speziellen, absolut glaubhaften Humor. Mit flüssiger Feder bringen sie
uns Situationen und Protagonisten nahe, schildern anschaulich und überzeugend
ohne zu überziehen, sodass alles sehr authentisch bleibt. Ein besonderes Lob
möchte ich der sensiblen Behandlung eines "Tabu"-Themas zollen, das
gerade heute so aktuell geworden ist, dass es über etliche Zeit die Medien
gefüllt hat und in Anbetracht der Auswirkungen auf die Betroffenen auch nicht
abzusehen ist, wann guten Gewissens ein Schlusspunkt unter solche Geschehnisse
gesetzt werden kann.
Mit dieser Lektüre kann man eine ausgefüllte, lohnenswerte und interessante
Lesezeit verbringen - selbst wenn nicht jeder Leser in den Genuss der
kompetenten, ausführlichen Begleitung der beiden Autoren kommen kann - was für
mich ein erwähnenswertes Privileg war. Ich wünsche dem Autorenteam die
verdiente Resonanz bei den Lesern, und selbstverständlich gebe ich hier gerne
alle Bewertungs-Sterne, die man so tief im dunklen Hochwald, denke ich, gut
gebrauchen kann!
Fazit
Ausgezeichneter, intelligenter, moderner Kriminalroman mit viel Spannung,
hervorragend gezeichneten Personen und informativem Lokalkolorit, der
wirkliches Lesevergnügen bereitet.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 18. September 2013 2013-09-18 11:25:59