Friedrich Gerstäcker, "spannend, widerborstig und widersprüchlich",
wie der Herausgeber Wolfgang Bittner zu recht schreibt, hat ein abenteuerliches
Leben geführt. In diesem Roman beschreibt der Autor, der zwischen 1837 und 1843
selber in Amerika lebte, das Leben in Arkansas um diese Zeit und das Treiben der
sogenannten "Regulatoren". Diese waren Vereinigungen, die in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast überall im amerikanischen Westen
auftraten und sich zusammentaten, um Verbrecher, insbesondere Pferdediebe zu
jagen und zu richten. Insbesondere nach der Aufhebung der Todesstrafe für
Pferdediebstahl im Jahre 1839 bildete sich diese "Bügerwehr", die
jedoch häufig zur - ungerechten - Selbstjustiz griff, wie Gerstäcker selber in
seinem Vorwort deutlich macht.
Realitätsnah wie kaum ein anderer Autor des 19. Jahrhunderts schildert
Gerstäcker das Leben der sogenannten "Grenzer", der Pioniere des
Wilden Westens und war Vorbild für
Karl May, der ganze Passagen und
Motive, etwa die Figur des schurkischen Predigers, von Gerstäcker übernahm -
so Bittner korrekt in seinem Nachwort.
Wer wissen möchte, wie das Leben zu jener Zeit in den USA gewesen ist, welche
Philosophie die Nachkommen der "Pilgrim fathers" hatten, der greife
auch heute noch zu der immer noch spannenden Lektüre. Er erfährt Einzelheiten
über das Leben der amerikanischen "Hinterwäldler" und über das
Land, welches sie gerade in Besitz genommen hatten. Eßgewohnheiten,
Familienfeste und Gerichtsfeste werden ebenso wie der Ablauf von Wahltagen
genauestens beschrieben. Gerstäckers Erlebnisse fließen in dieses Buch ein.
Die geschilderten Charaktere sind glaubwürdig beschrieben und lebensecht -
häufig nach realen Personen - dargestellt. So hat etwa die plastisch und
fesselnd beschriebene Hauptfigur dieses spannenden Romans, ein schurkischer
Methodistenprediger, ebenso existiert wie auch die Schauplätze des Romans
authentisch sind.
Fazit
Es ist der Büchergilde Gutenberg zu verdanken, dass sie in Zusammenarbeit mit
der Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft in Braunschweig diese Lizenzausgabe vor
nun rund 15 Jahren herausgebracht und nach der Ausgabe letzter Hand bearbeitet
hat. So ist die vorliegende Ausgabe keine Jugendfassung. Dies führt zwar zu
einer gewissen Langatmigkeit, bewahrt jedoch die ursprüngliche Atmosphäre und
hebt das Buch über den reinen "Abenteuerroman" hinaus, da es über
Personen, Land und Leute zu jener Zeit ein präzises und sehr zutreffedes Bild
zeichnet. Diese Vielschichtigkeit geht in den bearbeiteten Jugendfassungen
häufig verloren. Gerstäcker ist heute noch ausgesprochen lesenswert und trägt
zum Verständnis der Geschichte der Vereinigten Staaten sehr viel bei. Er ist
daher - wie oben gesagt - nicht nur spannend zu lesen, sondern äußerst
aktuell. Daher stelle ich diese Buchausgabe hier vor.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 23. Dezember 2003 2003-12-23 15:36:01