Das relativ beschauliche Leben der 16-jährigem Gwendolyn gerät aus heiterem
Himmel aus den Fugen. Anstelle ihrer Cousine Charlotte hat sie ein Gen geerbt,
das es ihr ermöglicht, durch die Zeit zu reisen. Und so findet sich Gwendolyn
plötzlich im London des letzten Jahrhunderts wieder. Allerdings ist der
Aufenthalt nur von kurzer Dauer und es geht wieder zurück. Nachdem sie sich
ihrer Mutter anvertraut hat, erfährt Gwendolyn mehr über das Geheimnis ihrer
Familie. Dazu zählt auch der etwas ältere Gideon de Villiers, der zusammen mit
Gwendolyn auf eine Mission gehen muss, die eigentlich für ihre Cousine
Charlotte vorgesehen war. Sehr schnell muss Gwendolyn erkennen, dass das
Zeitreisen keine leichte Aufgabe ist, noch dazu, wenn man sich verliebt.
"Rubinrot" ist der erste Band der Edelstein-Trilogie der deutschen
Autorin Kerstin Gier, die bis zu diesem Zeitpunkt durch unterhaltsame
Frauenromane auf sich aufmerksam gemacht hat und große Erfolge feiern konnte.
Diese Erfolgsserie, die bis zur Verfilmung dieses Romans ging, konnte sie mit
dieser Trilogie weiter ausbauen. Und dieser Erfolg ist vollkommen berechtigt,
denn "Rubinrot" ist ein Roman, der Leser quer durch alle Alters- und
Geschlechterschichten begeistert.
Kerstin Gier gelingt es hervorragend dem Zeitreisethema neue Aspekte
abzugewinnen und mit bekannten Elementen zu spielen. Als Volltreffer erwiesen
sich auch die Figuren. Allen voran Gwendolyn. Die sympathische Ich-Erzählerin
nimmt den Leser von Beginn an gefangen. Sie kann über sich selbst lachen,
wird in eine für sie ungewohnte Situation geworfen und gibt dem Leser somit
einen hohen Identifikationsfaktor. Gideon spielt in den ersten Kapiteln eine
eher untergeordnete Rolle. Erst im Verlauf des Romans rückt er richtig in den
Blickpunkt. Das Verhältnis zu Gwendolyn hat hier noch viel
Entwicklungspotential, zumal sich Gwen anfangs gegen ihre aufkeimenden Gefühle
wehrt. Der Gegenpart wurde von Kerstin Gier mit dem Grafen von Saint Germain
besetzt. Auch diese Figur bleibt noch ein wenig im Dunkel, so dass für die
kommenden beiden Teile noch viel Potential vorhanden ist.
Der Plot wurde von Kerstin Gier hervorragend durchdacht und steigert sich
kontinuierlich, ohne zu Beginn Längen zu haben. Auf den letzten hundert Seiten
nimmt das Tempo weiter zu und man kann den Roman nur noch schwer aus der Hand
legen. Das Ende ist dann so angelegt, das man gleich zum nächsten Band greifen
möchte, um zu wissen, wie es mit Gwen und Gideon weitergeht und vor allem, was
sich hinter dem Geheimnis des Chronographen verbirgt.
Fazit
"Rubinrot" ist der durchweg gelungene Auftakt einer Trilogie, die
Kerstin Gier auch als Jugendbuchautorin etablierte. Das erste Abenteuer von
Gwendolyn und ihre Reisen durch die Zeit ist ein Lesevergnügen für alle
Altersklassen. Eine sympathische Heldin, glaubhafte Nebenfiguren, ein spannender
und durchdachter Plot und eine gute Portion Humor machen diesen ersten Band zu
einem echten Erlebnis.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 05. August 2013 2013-08-05 17:04:08