Alles hat seine Zeit, doch Nichts wird nur einmal sein.
Margarete von Beringsen hatte allen Grund, sich Sorgen um ihre 32 Jahre alte
Tochter Katja zu machen. Seitdem diese vor drei Jahren ihren Mann Michael Gruner
verloren hatte, führte sie ein in sich gekehrtes, isoliertes Leben, kannte nur
ihren Beruf als engagierte Ärztin im Krankenhaus, pflegte keinen Kontakt zu
Freunden und Familie. Alle Versuche, sie aus dem Zustand der Trauer über den
Verlust des geliebten Menschen herauszuholen, scheiterten an Katjas
Seelenzustand, der keine Kontakte zuließ. Die junge Frau dachte auch nur mit
Unwillen an den Geburtstag des Großvaters Albert, der den Status eines eisernen
Konzernchefs und Familienpatriarchen innehatte, für den sie keine starken
Gefühle entwickeln konnte. Zu dieser Gelegenheit würden sich alle
Familienmitglieder versammeln und sie sah sich momentan nicht in der Lage, diese
Begegnung mit der Familie durchzustehen.
So kam ihr ein Brief, der fremdländisch - mit exotischen Briefmarken
ausgerüstet - in der Post auf ihrer Kommode lag, gerade recht. Es war die
Einladung, einer feierlichen Zeremonie in Papua-Neuguinea beizuwohnen. Nach mehr
als siebzig Jahren hatte man die sterblichen Überreste einer gewissen Phebe
Parkinson - ihrer Ururgroßmutter - gefunden und wollte diese nun im
Familiengrab auf der Farm Kuradui zur ewigen Ruhe betten. Die Neugierde, auf den
Spuren ihrer Ahnen zu wandeln und vielleicht auch einmal von dort aus nach
Australien zu gelangen, wo ihr Mann bei einem schrecklichen Unfall sein Leben
lassen musste, bestärkten sie in dem Wunsch, dieser Einladung Folge zu leisten.
Möglich, dass diese Reise Auswirkungen auf ihr weiteres ferneres Leben haben
würde, eventuell ihr auch helfen könnte, den Tod ihres Mannes zu verarbeiten
und wieder in ein lebensbejahendes Dasein zurückzufinden. Kurzentschlossen
tätigte sie die nötigen Buchungen und machte sich auf, diese fremde,
unbekannte Welt kennzulernen. Sie ahnte noch nicht, dass sie Wege beschreiten
würde, die eigentlich vom Schicksal vorgezeichnet waren, um ihr die dunklen
Geheimnisse zu offenbaren, die in der Vergangenheit ihrer Familiegeschichte
ruhten.
Annette Dutton hat ein farbenprächtiges Buch geschrieben. Mit flüssiger Feder
zeichnet sie das Bild außergewöhnlicher Protagonisten in einer
fremdländischen Welt, die unserem Kulturkreis so weit entfernt ist.
Wortreichtum und Anschaulichkeit lassen uns die Handlungsorte genießen, in
denen Menschen, Sitten und Gebräuche faszinierend und magisch auf uns wirken.
Die Handlungsstränge der Gegenwart und Vergangenheit verwinden sich miteinander
wie Zweige, deren einer Spross den anderen hervorbringt, Eines die zwanghafte
Folge des Anderen ist, und die Geschehnisse der Gegenwart ihre Erklärung in den
Wurzeln finden, die im bereits Gewesenen ruhen.
Ab und zu ist es schwierig für den Leser, den Zeitsprüngen zu folgen, die sich
nicht nur zwischen Gegenwart und Vergangenheit abspielen, sondern auch manchmal
bereits Vergangenes innerhalb einer Vergangenheit heraufbeschwören. Der
aufmerksame Leser, der die feinen Abstufungen liebt und der sich nicht
entmutigen lässt, wenn Aufklärendes nicht in schneller Abfolge geliefert wird,
sondern man einige Zeit hierfür benötigt, wird dann mit einem opulenten
Familiengemälde von überwältigender Fülle belohnt, in das eine ziemlich
große Menge "Schicksal" hineingepackt ist.
Fazit
Alles in Allem eine liebevoll gestaltete empfehlenswerte Lektüre, die dem Leser
ein entspanntes, wunderbares Lesevergnügen bereitet und ihn mitnimmt in eine
fremde, unbekannte Welt.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 15. August 2013 2013-08-15 16:47:02