Mit fünfzehn lernt Graham, Sohn einer Arbeiterfamilie in Mittelengland, seine
große Liebe Charlotte kennen. Trotz der Standesunterschiede stehen die beiden
zu ihren Gefühlen. Fünfzehn Jahre später lebt Graham mit seinem Sohn Michael
in einer alten Scheune, die er zusammen mit Charlotte renoviert hat. Nach ihrem
plötzlichen Tod steht Graham allein vor der Aufgabe, Michael zu erziehen. Dabei
sieht er nicht, wie sehr sein Sohn ihn braucht.
"Zwei und zwei" ist das überaus lesenswerte Debüt des Engländers
Mark Gartside. Sehr einfühlsam erzählt er die Geschichte eines
alleinerziehenden Vaters, der nicht nur den Verlust seiner großen Liebe
verkraften, sondern auch erkennen muss, das sein Sohn Probleme hat, bei denen er
einen Vater braucht, der hinter ihm steht.
Einen Großteil seiner Spannung zieht der Roman anfangs aus der Frage, wie
Charlotte ums Leben kommt. Doch je weiter der Roman voranschreitet, desto mehr
rücken andere Punkte in den Blickpunkt: Michael verliebt sich in Carly und ist
dabei so alt, wie Graham, als dieser Charlotte kennenlernte. Allerdings gibt es
da noch Carlys gewalttätigen Exfreund, der Michael das Leben schwer macht und
Graham in der Entscheidung bestärkt, die Beziehung seines Sohnes zu
torpedieren. Außerdem lernt Graham Pippa kennen, eine Ärztin, bei der er zum
ersten Mal das Gefühl hat, einen Neuanfang mit einer Frau zu wagen.
Mark Gartside springt in seinen Kapiteln in den Zeiten umher. Dadurch erfährt
der Leser zum einen, wie die Geschichte mit Michael und Pippa vorangeht, er
erfährt aber auch, wie es Graham und Michael nach Charlottes Tod ergangen ist.
Und gerade hier hat der Autor einige Überraschungen parat, denn es sind
Ereignisse eingetreten, die Grahams weiteres Leben entscheidend geprägt
haben.
Mark Gartsides Schreibstil ist einfühlsam, lustig und spannend, ohne auf einer
einzigen Seite kitschig zu sein. Man leidet mit Graham, kann manche Entscheidung
nachvollziehen und will ihn von anderen abhalten. Und wenn man dies als Leser
möchte, hat der Autor alles richtig gemacht. Er erreicht nämlich die totale
Identifikation mit seiner Hauptfigur.
Nebenbei nimmt der Autor den Leser auf einen kurzen Streifzug durch die jüngere
englischen Geschichte mit und spart an der einen oder anderen Stelle auch nicht
mit ein wenig Sozialkritik.
Am Ende scheint alles auf eine große Katastrophe zuzusteuern. Hier zieht Mark
Gartside die Spannungsschraube ein wenig fester an. Ob es an allen Fronten
wirklich ein Happy End gibt, muss jeder Leser selbst entdecken. Fest steht, das
auch das Ende weder kitschig noch pathetisch, sondern sehr glaubhaft und
authentisch ist.
Fazit
Mark Gartside legt mit "Zwei und zwei" einen ganz hervorragenden Roman
vor, der weibliche und männliche Leser begeistern wird. Die Geschichte eines
Mannes, der den Verlust seiner großen Liebe und die Erziehung eines
pubertierenden Sohnes meistern muss, überzeugt sowohl stilistisch als auch
inhaltlich. Mark Gartside ist ein Name, den man sich unbedingt merken muss.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 23. März 2013 2013-03-23 16:39:40