Mancher schmolz und schmilzt bei Hello darkness, my old friend oder Sounds of
silence dahin. Immerhin war Paul Simon laut einem Artikel der Süddeutschen
Zeitung anlässlich seines 70. einer der erfolgreichsten Liedermacher der 1960er
und ein Meister frisch-optimistischer Melodien, mit denen der der Weltmusik zu
einer völlig neuen Popularität verhalf. Doch STOP. Mit dem Musiker hat der
Verfasser von Moelleux et Coeurs coulants soweit ich weiß gar nichts zu tun,
außer eben, dass er einen mit den Ergebnissen der darin enthaltenen Rezepte
dahinschmelzen lassen kann. Dieser Paul Simon leitete jahrelang ein Restaurant
und verfasst heute Koch- und Backbücher. Die im Februar 2013 vom Jan Thorbecke
Verlag herausgegebene Übersetzung von Molleux et Coeurs coulants liegt gerade
vor mir. Dank der gebundenen Ausführung merkt man ihr den exzessiven Gebrauch
der letzten Tage nicht an.
Seit einiger Zeit erfreuen sich die süßen Versuchungen aus Frankreich, die man
dort unter verschiedenen Namen kennt (Moelleux, Coullants, Fondants, Mi-Cuits)
auch hierzulande immer größerer Beliebtheit - ich sage nur warmen
Schokoküchlein oder auch Schoko-Malheurs. Doch es gibt noch viel mehr
Variationen. Ich selbst bin über einen Bekannten aus den Staaten auf den
Lavakuchen gekommen und war sofort hin und weg.
Doch zurück zum Buch. Die mit einem Ausrufezeichen versehene Warnung (Vorsicht,
schwierig zu berechnende Backzeiten) gleich eingangs des Buches ist zwar
eindeutig richtig und wichtig, wirkt aber eventuell auf Küchenneulinge etwas
abschreckend. Doch wenn man den ebenfalls dort platzierten Hinweis beachtet, die
Backzeit genau zu überwachen, steht dem Genuss eigentlich nichts mehr im Wege.
Die Anleitungen sind jedenfalls einfach nachvollziehbar gestaltet, Zutaten
leicht zu besorgen (sofern man sie denn nicht sogar schon im Haus hat), der
Zeitaufwand ist allein schon wegen der kurzen Backzeit gering. Und das Ergebnis
kann sich sehen lassen. Egal ob man die ganz einfache Variante, durch Verwendung
von Schokoladenstückchen oder ähnlichem im Teig, oder die etwas ausgefallenere
mit vorheriger (ebenfalls sehr gut erklärter) Herstellung einer Ganachefüllung
wählt.
Das Buch enthält zwar entgegen des Untertitels Kleine Kuchen mit flüssigem
Kern auch Rezepte, die sich der Zubereitung von Englischen Cremes,
Schlagsahnecremes und Fruchtpürees als Ergänzung widmen oder solchen
Küchlein, deren Kern allenfalls feucht und weich, aber keinesfalls flüssig
ist. Doch der Großteil der Rezepte widmet sich tatsächlich Leckereien, die
einem entgegenfließen, sobald man mit Gabel oder Löffel die äußere Hülle
durchbricht. Bereits beim Durchblättern und Betrachten der Fotos läuft einem
das Wasser im Mund zusammen, weshalb ich hier auch ein kleines Danke in Richtung
der Stylistin Stéphanie Huré und der Fotografin Akiko Ida richten möchte.
Praktischerweise finden sich hinten im Buch Bezugsquellen, die auf Läden
verweisen, in denen man Materialien (Förmchen, etc.) erwerben kann. Die sind
aber grundsätzlich praktisch überall sowohl in Haushaltswarengeschäften wie
auch gut sortierten Supermärkten zu erhalten, womit allerspätestens jetzt klar
wird, dass auch jemand mit kleinem Geldbeutel sich an den Rezepten versuchen
kann.
Zum absoluten dahinschmelzen finde ich persönlich bislang die
Bitterschokoladenküchlein mit Pistazien-, Himbeer- oder Kaffeefüllung. Auch
das Himbeerpüree und die Englische Creme Café haben es mir angetan. Wobei, das
sind nur meine Favoriten. Das schlimme ist ja, wenn man die Qual der Wahl hat.
Und die habe ich dank Paul Simon und seinen Rezepten jetzt wirklich ...
Fazit
Man muss kein Patisseur sein, um mit relativ einfachen Mitteln in sehr kurzer
Zeit ein wunderbares Dessert und kleine Köstlichkeiten zu schaffen. Man braucht
nur die richtige Anleitung. Deshalb: Einfach den Hinweis vorne im Buch beachten,
sich an die Rezepte wagen und genießen. Es lohnt sich! Der Satz hat definitiv
ein Ausrufezeichen verdient. Aber Vorsicht: Die Ergebnisse können süchtig
machen. Für die Zusammenstellung der Rezepte, deren guter Aufbau und die
leichte Umsetzbarkeit sowie die Fotos kann es trotzdem nur die volle Punktzahl
geben.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 22. März 2013 2013-03-22 09:13:38