Margery Allingham hat als Debut in den 1920-ger Jahren einen Kriminalroman
verfasst, der in der klassischen Tradition der britischen Rätselkrimis
geschrieben worden ist. Eines Tages wird ein "böser Nachbar"
ermordet. Der Täterkreis ist begrenzt, es handelt sich um einen klassischen
"Locked-room"-Krimi mit einer überschaubaren Zahl an Verdächtigen.
Das interessante nun ist, dass das Opfer so verhasst war, dass jeder der
Verdächtigen dem Inspektor ins Gesicht sagt, dass er ihn gerne ermordet hätte
- es handelte sich um einen ausgemachten Fiesling. Da müsste die Lösung ja
recht leicht zu finden sein. Aber der Inspektor können den Täter nicht
ermitteln; die anfangs offensichtlichen Spuren scheinen alle ins Leere zu gehen.
Bis sich eine heiße Spur auftut; da findet der Sohn des Kommissars plötzlich
die Mitteilung vor, sein Vater habe die Ermittlungen in dem Mordfall aufgegeben.
Doch der Sohn vermutet sogleich: der Vater hat den Täter gefunden. Will er ihn
decken? Wenn ja, warum? Des Rätsels Lösung findet sich im Schlußkapitel.
Erst bei dieser Lösung - die natürlich hier nicht verraten werden soll - kann
der Leser das Verhalten des Inspektors nachvollziehen; auch ich hätte an seiner
Stelle die Lösung für mich behalten; soviel sei verraten.
Mit Ausnahme von Anthony Berkeleys: "Der Fall mit den Pralinen", der
von der Struktur her ähnlich gehalten ist, habe ich keinen Kriminalroman aus
der "britischen Häkelschule" der 1920-ger Jahre gefunden, der mich so
sehr beeindruckt hat; die Charaktere werden glaubwürdig gezeichnet, man meint
sie vor sich zu sehen mit all ihren Stärken und Schwächen.
Fazit
Ab und zu hat dieser Erstlingsroman jedoch Längen und der Plot wirkt nicht
immer ganz ausgefeilt; aber dennoch kann ich nur sagen: auf jeden Fall ein guter
Kriminalroman und in jedem Falle lesenswert.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 18. November 2003 2003-11-18 21:42:18