Auf der Verlagsseite erfährt man Folgendes über den Autor:
Zitatanfang: Lars Steffens schreibt eigentlich Drehbücher und unterrichtet an
Filmhochschulen. Als Redakteur hat er zuvor bei RTL diverse Fernsehserien
betreut. Bislang kann er noch nicht mit so interessanten Autorenjobs wie
Robbenjäger, Goldschürfer oder Rechtspsychologe aufwarten. Er hofft allerdings
auf eine Karriere als Frauenfußballhooligan oder Bohrinsel-Monteur. Bis dahin
vertreibt er sich die Zeit mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in
Köln. Mit seinem Sohn spielt er manchmal «Papa Darth Vader und Mama Darth
Vader» - ohne eigentlich zu wissen, was er dabei tun soll.(Zitatende)
Zugegeben: nicht sehr aufschlussreich. Hinter diesem kleinen Profil könnte so
gut wie jeder stecken.
Genau wie hinter den Figuren in Steffens Roman Supermanfred. Ob er etwas mit
Supermanfred von Dennis und Jesko (Die Sketchköppe, NDR) zu tun hat, ist mir
nicht bekannt. Das im Comicstil gehaltene Cover deutet jedenfalls darauf hin,
dass es um jemanden mit Superkräften geht. Die Inhaltsangabe tut ein Übriges.
Supermanfred wird unter anderem flankiert von ebenfalls nicht ganz alltäglichen
Gestalten namens Badmann und Robin.
Wer allerdings auf mehr Parallelen zu der Figur im engen blauen Anzug mit rotem
Mäntelchen oder der mit den Fledermausflügeln bzw. dem schmächtigen Kerlchen
an dessen Seite hofft, wird vielleicht enttäuscht. Diese erleben zwar seit
einigen Jahren einen zweiten Karriereschub auf der Kinoleinwand, haben aber
abgesehen von der Namensähnlichkeit wenig mit Supermanfred und Co. gemein.
Hamburg dient als Handlungsort. Supermanfred ist im richtigen Leben
Feuerwehrmann, dank eines sagen wir mal magischen Trainingsanzugs jedoch mit
Superkräften ausgestattet, weshalb er immer mal wieder zur Rettung der
Metropole beiträgt. Das alles geschieht heimlich, nicht einmal seine Freundin
ahnt etwas von seinen heldenhaften Taten und wundersamen Fähigkeiten.
Besagte Freundin, Claudia, spielt übrigens die Hauptrolle in Steffens Roman.
Aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt. Claudia ist unzufrieden mit ihrem
Leben, ihrem Beruf wie ihrer Beziehung oder ihrem Freundeskreis. Von ihrem Chef
wird sie ausgenutzt, ihre beste Freundin ist Vollzeitegoistin und ihren Freund
findet sie zwar unheimlich lieb aber auch langweilig, mutiert er doch nach
Dienstschluss zu einem Couch-Potato.
Doch von heute auf morgen wird Claudias Leben auf den Kopf gestellt. Als sie
versehentlich Manfreds hässlich-grünen Synthetik-Trainingsanzug in die
Waschmaschine steckt, ist es mit Manfreds Superkräften schlagartig fast vorbei.
Logisch, dass der von ihrer Waschaktion nicht gerade begeistert ist. Während er
verzweifelt versucht, seine Aufgabe auch ohne Anzug zu erfüllen, kommt Badmann
ins Spiel. Claudia fühlt sich vernachlässigt und kann Manfreds Reaktionen
nicht ganz nachvollziehen. Als ihr neuer Nachbar, der Superschurke Badmann, mit
ihr zu flirten beginnt und scheinbar eindeutiges Interesse andeutet, kommt
Manfred ihr noch langweiliger vor. Dabei handelt Badmann aus ganz und gar
eigennützigen Motiven, was Claudia erst viel zu spät klar wird. Ebenso wie der
Umstand, dass Hamburg offenbar geradezu vor Superhelden und -schurken wimmelt.
Sogar Außerirdische sind dabei. Sie alle haben größere und kleinere,
nützliche oder eher nutzlose Fähigkeiten. Praktischerweise hat sich Steffens
für seine Figur Claudia eine Lösung ausgedacht, die nicht nur Supermanfred
überrascht.
Gleich eingangs kann man auf leichte Art in das definitiv nicht ernst zu
nehmende Geschehen eintauchen. In dem Roman passiert zwar das eine oder andere.
Doch es fliegt nichts mit kawoum und crash-boom-bang in die Luft. Die Welt wird
weder durch ferngesteuerte Meteoriten bedroht noch kommen hypertechnische
Spielereien und Fahrzeuge zum Einsatz. Was zum Teil sicher auch daran liegt,
dass bestimmte Heldenfähigkeiten eher unauffällig sind (einer kann nur der
Kommunikation von Schnecken lauschen). Steffens Figuren sind also trotz ihrer
Superkräfte relativ normal, wollen auf wohltuend einfache Weise zum Teil
lediglich unerkannt leben und ihren Spaß haben. Dabei haben sie mit ganz
alltäglichen Problemchen und Sorgen zu kämpfen. Sie könnten also quasi direkt
neben uns leben. Deshalb Augen auf -womöglich gibt es ja in der Nachbarschaft
jemanden, der eine Vorliebe für hässlich-grüne Synthetik-Trainingsanzüge
hat...
Fazit
Ein unterhaltsam-seichter Lesequickie. Wer keinen Tiefgang erwartet, wird mit
entspannenden Lesestunden, hochgezogenen Mundwinkel und genau dem belohnt, was
Autorenprofil und Inhaltsangabe des Buches versprechen. Dafür gibt es leichte
acht von zehn Punkten.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 11. Februar 2013 2013-02-11 17:56:31