An seinem einhundertsten Geburtstag wagt Allan Karlsson die Flucht aus seinem
Altenheim. Er klettert aus dem Fenster und begibt sich mit Pantoffeln und 50
Kronen auf den Weg zum Bahnhof. Dort bittet ihn ein zwielichtiger junger Mann
auf einen Koffer aufzupassen. Kurz entschlossen greift sich Allan den Koffer,
steigt in den Bus und fährt ins schwedische Niemandsland. Dort trifft er auf
den Kleinkriminellen Julius, mit dessen Hilfe er den Koffer öffnet. Beide sind
über den Inhalt mehr als überrascht. Allerdings will auch der Besitzer des
Koffers diesen wieder in seine Obhut bekommen. Es entspinnt sich eine Jagd durch
Schweden, in der Allan und Julius weitere, zum Teil sehr ungewöhnliche
Verbündete finden.
Seit eineinhalb Jahren sorgt der Debütroman von Jonas Jonasson für Furore.
Neben Allans ungewöhnlicher Flucht erzählt der Roman in Rückblenden dessen
Lebensgeschichte. Ähnlich wie Forrest Gump rutscht auch Allan immer wieder in
den Blickpunkt der Weltgeschichte. In jungen Jahren experimentiert er in seiner
Heimat mit Sprengstoff und begibt sich anschließend auf eine Weltreise der
besonderen Art: er hilft General Franco, betrinkt sich mit dem späteren
Präsidenten Harry Truman, legt sich mit Stalin an und rettet Maos Verlobte.
Parallel zur Handlung in der Gegenwart erzählt Jonas Jonasson im Wechsel die
obskure Lebensgeschichte seiner Hauptfigur.
Und dies macht er stellenweise pointiert und kurzweilig. Es gibt feine Witze,
derbe Schenkelklopfer und Anspielungen, die mal derb, mal süffisant sind. Der
Autor hat viel Arbeit in die Ausarbeitung seines Plots investiert. Eine Arbeit,
die sich gelohnt hat, denn die Geschichte ist schlüssig. Trotzdem zieht sie
sich einige Male in die Länge. Es gab Phasen, bei denen ich nicht lachen konnte
und die mich nur bedingt zum weiterlesen animiert haben.
Stilistisch hat mir der Roman sehr gut gefallen. Jonas Jonasson bedient sich
einer ausgefeilten und ausdrucksstarken Sprache, so das der Roman unter diesem
Aspekt ein Hochgenuss ist. Im Vergleich mit anderen Autoren ist auffällig, das
er sehr intensiv mit indirekter Rede arbeitet, was dem gesamten Roman ein recht
ungewöhnliches Bild gibt.
Fazit
Nach gut vierhundert Seiten legt man den Roman durchaus zufrieden zur Seite. Den
großen Rummel und die zum Teil überschwänglichen Kritiken kann ich nicht ganz
nachvollziehen. Sicher, "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und
verschwand" ist ein lesenswertes Buch, das stellenweise wirklich witzig und
tiefgründig ist und über gute Ideen und ausgezeichnete Figuren verfügt.
Jedoch gibt es auch einigen Leerlauf, in dem mich zwar die Sprache, nicht aber
die Geschichte begeistern konnte.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 04. Februar 2013 2013-02-04 16:29:32