Wie man bei einem Blick auf die Verlagsseite erfährt, hat die unter dem
Pseudonym Noemi Jordan arbeitende deutsche Autorin vor zwei Jahrzehnten in einen
hawaiianischen Clan eingeheiratet und Zwillinge bekommen. Sie ist fasziniert von
den Heilkünsten der Kahunas, für die Raum und Zeit etwas anderes bedeutet als
für uns, können sie doch jenseits davon wandeln. Heute lebt die Autorin im
Süden Deutschlands.
Von ihr stammt eine kleine Buchreihe. Sie besteht aus dem Auftaktroman Tal der
tausend Nebel (Piper 2012), Insel der schwarzen Perlen (Piper 2012) und dem 2013
geplanten Titel Bucht des wilden Ingwers. Das ist mir allerdings erst
aufgefallen, als ich den zweiten Band zu etwa zwei Dritteln gelesen hatte.
Bereits dadurch wird deutlich, dass man die Bände getrennt voneinander lesen
kann. Es fehlen zwar einige Details, doch durch Informationssequenzen, die auf
Geschehnisse im ersten Band verweisen, kommt man gut zurecht.
Dass ich es erst so spät bemerkt habe, liegt auch daran, dass ich mich gleich
nach wenigen Seiten an ein Ende der 1990er-Jahre bei Bastei erschienenes, nicht
fiktives Buch von Hank Wesselman erinnert und besagtes Buch prompt parallel zu
Insel der schwarzen Perlen gelesen habe. In Die zwölf Wahrheiten des Nainoa
geht es, nebenbei bemerkt, um Wesselman selbst. Kurz, nachdem der Anthropologe
und Wissenschaftler an den Hängen des Mauna-Loa-Vulkas auf Hawaii lebt,
überkommen in regelmäßigen Abständen Visionen, in denen er Raum und Zeit
überwindet und Nainoa kennenlernt.
Doch zurück zur Insel der schwarzen Perlen beziehungsweise kurz zum
Vorgängerband. In Insel der tausend Nebel geht es um Elisa. Die junge Deutsche
reist nach Hawaii, um dort zur Rettung der Familienplantage einen vermögenden
Kolonialherren zu heiraten. Bei ihrer Ankunft wird sie von einem Hai attackiert
und von dem Eingeborenen Kelii gerettet. Der Angriff sorgt nicht nur dafür,
dass sie von Narben gezeichnet ist, sondern auch dafür, dass ihre Hochzeit
abgesagt wird. Als sie sich verzweifelt Kelii zuwendet, der sie in die
faszinierende Welt seiner Heimat einführt, rächt sich ihr Verlobter auf
grausame Weise.
Das zweite Buch enthält einen Erzählstrang, der sich weiterhin mit Elisa
befasst. Diese ist zwischenzeitlich mit Kelii verheiratet und lebt als Kahuna
unter den Einheimischen, wird allerdings nicht von allen anerkannt. Zu ihrer
früheren Familie hat sie keinen Kontakt, bis sie von Kelii getrennt wird und
zur Plantage zurückkehren muss. Der zweite Erzählstrang beinhaltet die
Geschichte von Maja etwa 100 Jahre später. Die junge Deutsche hat sich bei
einem Seminar in Europa in den Hawaiianer Keanu verliebt. Für ihn verlässt sie
ihren Verlobten, zieht nach Hawaii. Obwohl sie hawaiianische Wurzeln hat und
ihre Familie dort Land besitzt, fühlt sie sich in ihrer neuen Wahlheimat nicht
wirklich angekommen. Die beiden erwarten ein Kind.
Das Schicksal der beiden Frauen ist, trotz der unterschiedlichen Zeiten, durch
Träume miteinander verbunden. Maja recherchiert und beginnt langsam die
Verbindung zu begreifen. Zwischen diesen beiden Erzählsträngen springt die
Autorin hin und her.
Wer nach einem Blick auf das wunderschön gestaltete Cover (Dämmerungshimmel,
eine Insel im Hintergrund, ein ruhiges Meer, ein am Strand liegendes Boot, eine
rote Hibiskusblüte) vermutet, eine verklärte Liebesgeschichte mit einem Hauch
Mystery in farbenfroh-verträumter Südseekulisse lesen zu dürfen, wird
enttäuscht sein. Denn tatsächlich malt die Autorin zum einen kein sehr
schmeichelhaftes Bild der Kolonialzeit und zum anderen verklärt sie auch die
Gegenwart nicht, die nach wie vor mit Identitätsproblemen und Ressentiments
behaftet ist, die auf die damalige Zeit zurückzuführen sind. Weder Elisas noch
Majas Beziehungen gestalten sich problemlos, zudem wird bei Maja eine Krankheit
diagnostiziert. Und während Maja sich vom sogenannten Haifischmann bedroht
fühlt, haben Elisa und ihre damaligen Zeitgenossen mit der um sich greifenden
Lepra zu tun.
Insgesamt bekommt man eine mystische Geschichte aus dem Leben zweier starker
Frauen, voller Höhen und Tiefen, vor einer landschaftlich wunderschönen
Kulisse. Sie ist gewürzt mit etlichen hawaiianischen Wörtern, die teils gleich
übersetzt werden (was mich persönlich immer ein wenig stört) und sich auch in
einem Glossar hawaiianisch-deutsch hinten im Buch wiederfinden. Nebenbei
erfahren Jordans LeserInnen viele historische Informationen des Inselstaates,
die überaus geschickt in die Romanhandlung gewoben sind.
Die Insel der schwarzen Perlen beginnt in meinen Augen sehr spannend, flacht
allerdings im Verlauf etwas ab. Elisa und Maja sind sehr gut beschrieben, die
anderen Charaktere blieben mir jedoch größtenteils fremd. Störend fand ich,
dass mehrfach auf das Ende von Kelii und Elisa verwiesen wird, ohne dass die
Autorin weiter darauf eingeht. Was es genau damit auf sich hat, wird wohl erst
im dritten Band zu lesen sein. Ebenfalls eher störend fand ich die Hinweise auf
den sogenannten Haifischmann, da diesbezügliche Andeutungen zu oberflächlich
bleiben. Grundsätzlich fand ich den Erzählstrang um Elisa interessanter als
das, was ich über Maja gelesen habe. Durch den steten Wechsel zwischen den
beiden Erzählsträngen war ich deshalb mehrfach versucht, einfach
weiterzublättern. Letztlich hat es sich jedoch gelohnt, den Roman durchgehend
zu lesen.
Fazit
Fazit:
Trotz kleinerer Schwächen hat mir Insel der schwarzen Perlen sowohl Lust auf
den Vorgänger- wie auch auf den Folgeband gemacht und ich möchte ihm acht von
zehn Punkten geben.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 31. Januar 2013 2013-01-31 12:33:52