Für Artikel in diversen Magazinen und Zeitschriften, die in Australien, Kanada
und den Vereinigten Staaten verlegt werden, wurde die in New York geborene
Autorin und in Michigan graduierte Journalistin Jennifer Coburn bereits mehrfach
ausgezeichnet. Darüber hinaus beteiligte sie sich an vier Anthologien und
veröffentlichte bislang vier Romane. Die Inspiration dazu bezieht sie unter
anderem, wie man dem Autorenprofil auf der Verlagsseite entnehmen kann, eigenen
Angaben zufolge aus belauschten Gesprächen (von Freunden und Verwandten).
Außerdem steckt in jede ihrer Figuren ein kleines Stück von sich selbst. Drei
der vier von ihr veröffentlichten Romane erhält man in der deutschen
Übersetzung bei Knaur. Neben dem mir vorliegenden Kerle angeln, die zusätzlich
zu der gedruckten Form auch als E-Book erhältlich ist, gibt es auch noch die
beiden Titel Mütter, Männer und andere Katastrophen sowie Ehemann günstig
abzugeben. Coburn lebt mit ihrer Tochter Katie und ihrem Mann William in San
Diego.
Wie die Titel bereits erahnen lassen, geht es in ihren Romanen nicht ganz ernst
zu. Und auch die Inhaltsangabe auf der Verlagsseite unterstrich diese Vermutung.
Das las sich für mich bereits wie ein nettes chick-lit-Lesevergnügen für
zwischendurch.
Allerdings, ich gebe es zu, hätte ich nicht unbedingt damit gerechnet, eine vom
Schicksal arg gebeutelte Hauptfigur kennenzulernen. Durch einen Unfall verlor
Mona Eltern, Geschwister und ihre erste Liebe zusammen mit allen übrigen
Bewohnern der Hippie-Kommune, in der sie bis dahin lebte. Sie wächst bei ihrer
Großmutter auf. Jahre später stirbt auch diese und hinterlässt Mona ihr Haus.
Die mittlerweile fast 31Jährige ist einsam und hat im Grunde keinen Plan, wie
es weiter gehen soll. Hinzu kommt, dass ihr Arbeitsplatz von heute auf morgen
nicht mehr sicher ist. Ihr Chef bietet all denen eine Abfindung, die freiwillig
gehen.
Das klingt jetzt erst einmal viel zu ernst für eine unterhaltsame Kommödie.
Doch diese traumatischen, im Rückblick erzählten Ereignisse bestimmen nicht
die Grundnote von Kerle angeln, keine Sorge. Sie bieten jedoch eine Erklärung
für so manche Wunschvorstellung Monas und auch die eine oder andere
Verhaltensweise findet sich gut darin begründet.
Bei der Abfindung greift Mona jedenfalls zu, sieht sie doch den richtigen
Zeitpunkt gekommen, um ihr Leben neu zu organisieren. Vor allem will sie endlich
Adam, dem Steuerberater ihrer Großmutter, den sie seit 7 Jahren anhimmelt, ohne
dass er etwas davon weiß, näherkommen. Da sie jedoch keinen blassen Schimmer
hat, wie sie letzteres Erfolg versprechend umsetzen kann, sucht sie Hilfe. Die
findet sie in dem Kolumnisten Mike. Der scheint zwar ein absoluter Chauvinist im
Neandertalerformat zu sein, doch Monas Ansicht nach ist er perfekt dafür
prädestiniert, Verständigungsprobleme mit Adam zu vermeiden. Ihre Idee und
Mikes Hilfe zahlt sich aus, denn tatsächlich kann sie ihren Traummann endlich
treffen. Dumm nur, dass mittlerweile auch Mike Herzklopfen bei ihr verursacht
und Adam plötzlich gar nicht mehr so interessant ist.
Wer Wert auf eine humorvolle Liebesgeschichte legt, sollte vielleicht die Finger
von Coburns Roman lassen. Denn tatsächlich ist hier eher der Weg das Ziel, der
Fokus liegt eindeutig auf Monas Bemühungen geliebt zu werden. Kerle angeln und
damit Monas Aktionen gestalten sich komödiantisch. Es ist eine leicht lesbare,
amüsant-spöttische, turbulente und stellenweise klamaukartig überzogene
Geschichte.
Die Hauptfigur Mona ist gelinde gesagt chaotisch, jedoch genau wie einige
Nebencharaktere, liebenswert dargestellt. Die junge Frau bezeichnet sich schon
mal selbst als "Senffleck auf einer Tweedcouch aus dem
Versandkatalog". Dass sie eigentlich erst 20 kg abnehmen und ihren
Traummann zudem erst noch davon überzeugen muss, die Richtige für ihn zu sein,
weil er sie nicht richtig kennt, mag übertrieben und unreif klingen, doch wirkt
Mona gerade dadurch überraschend authentisch.
Sie erzählt die Geschichte übrigens. Die gewählte Ich-Form bietet insofern
ein kleines Manko, als man wenig über die Beweggründe von Mikes Verhalten
erfährt. Man bekommt natürlich mit, dass der unter seiner harten Schale einen
weichen, liebenswerten Kern versteckt und längst nicht so hartgesotten ist, wie
er tut. Doch abgesehen davon bleibt er angesichts der gewählten Erzählform
eben etwas zu diffus. Unabhängig davon erfüllen er und sein Rivale Adam
mehrere überaus triviale Klischees.
Im Laufe der Geschichte verwandelt sich Mona vor den Augen von Coburns
LeserInnen. Die Frau ohne Leben, Familie, Mann, Freunde, Hobbys, Leidenschaften,
Stil oder Leichen im Keller stellt fest, dass sie sich gar nicht verstellen
muss, um akzeptiert, anerkannt und geliebt zu werden. Sie wird aktiv und
letztlich auch dafür belohnt. Bis dahin greift sie jedoch zu recht kreativen
Mitteln und muss mit mehr als einem Missgeschick und dem einen oder anderen
Stolperstein zurechtkommen. Hier scheint sich zu bestätigen, was die Autorin
von sich sagt, denn manches wirkt trotz der Überzogenheit so echt, als ob es
tatsächlich an die Realität angelehnt wäre.
Bedauerlicherweise etwas zu theatralisch ist dann der Schluss der Geschichte.
Irgendwie passt er zwar zu den Dingen, die Mona so anstellt, um Adam auf sich
aufmerksam zu machen, aber insgesamt wirkt der Showdown zu dick aufgetragen.
Fazit
Trotz kleinerer Schwächen wurde ich nicht enttäuscht. Kerle angeln ist eine
amüsante, leicht lesbare Geschichte für einige unterhaltsame, entspannende
Lesestunden. Sie sorgt für hochgezogene Mundwinkel und lässt einen leicht
eintauchen und abschalten.
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 31. Januar 2013 2013-01-31 12:33:40