Die de Bruce, eine Adelsfamilie, und die Wilhelmis, eine Kaufmannsfamilie, sind
erzverfeindet seit vielen Jahrzehnten. Als der Sohn von Ottmar de Bruce getötet
wird, kann der nicht mehr an sich halten und schwört sich, alle Wilhelmis ohne
Ansehen von Alter und Geschlecht zu töten. Das gelingt ihm. Bis auf die
zehnjährige Melisande. Zwischen all den Toten hatte jemand das kleine Mädchen
in die Büsche gezerrt und vor den Häschern von de Bruce in Sicherheit
gebracht. Weil diese das Kind gar nicht bemerkt hatten, berichteten sie stolz
ihrem Herrn von der gesamten Ausrottung der Kaufmannsfamilie. Ottmar de Bruce
aber bleibt skeptisch, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht nur, weil er
nicht dabei war?
Melisande wurde von Raimund, dem Henker von Esslingen, gerettet. Um sie
weiterhin zu schützen, gibt er sie in der Stadt als seinen stummen Neffen aus
und lehrt ihr das Henkershandwerk. Fünf Jahre später den Henker unverhofft der
Schlag. Schneller als gedacht muss Melisande in seine Fußstapfen als Henker
treten. Den Ratsherren gefällt das zwar nicht, aber da Not am Manne ist und sie
wissen, dass Melchior (alias Melisande) eine sehr gute Ausbildung genoss, lassen
sie ihn zunächst wirken.
Melisande, die sich nach der Hinmetzelung ihrer Familie geschworen hatte, Ottmar
de Bruce ebenfalls zu richten, wird zufällig von diesem beauftragt, ihm das
Köpfen mit dem Schwert beizubringen. Melchiors Perfektion in diesem Bereich
haben sich trotz seiner Jugend bereits herumgesprochen. Melisande sieht dies als
ihre Chance, ihre Rache wahr werden zu lassen.
Der im 14. Jahrhundert spielende Roman von dem Autorenpaar Sabine Klewe und
Martin Conrad (Pseudonym: Sabine Martin) ist Unterhaltung und Spannung pur. Dem
Genre des historischen Romans entsprechend werden Bilder in die Köpfe der Leser
projiziert, die das Mittelalter lebendig werden lassen. Dafür haben die Autoren
eine Sprache, einen Stil gefunden, der mit besonders unverbrauchten Vergleichen
die Bilder entstehen lässt. Sie bleiben umso besser im Kopf hängen und sind
immer wieder abrufbar. Beispielsweise, wenn es um die Schmerzen eines gewaltsam
gebrochenen Fußes geht oder die süße Erinneruing an eine Kindheit, in der die
Bachläufe der Gegend in Stauseen verwandelt wurden.
Fazit
Geschickt wurden die einzelnen Figuren in individuelle Handlungen verstrickt,
sodass als Leser viele spannende Nebenhandlungen zu bewältigen sind, bevor
"des Pudels Kern" aufgedeckt wird. Es sind abenteuerliche
Nebenhandlungen, die das Salz eines historischen Romans bilden. Wer das Buch mit
Spannung liest, wird anschließend ebenso gespannt auf "Die Tränen der
Henkerin" warten, was für Frühjahr 2013 angekündigt ist.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 24. November 2012 2012-11-24 12:39:06