Eine Yacht prallt führungslos gegen einen Landungssteg im Hafen von Reykjavik.
Die Mannschaft und eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die in Lissabon an
Bord gegangen waren, werden seitdem vermisst. Von den Angehörigen der Familie
wird Dóra Guðmundsdóttir um Hilfe im Umgang mit den Behörden gebeten. Die
Großeltern der verschollenen Kinder hatten während der Reise das jüngste Kind
der Familie betreut. Damit sie das Sorgerecht für das Zweijährige beantragen
können, muss Dora möglichst bald klären, was mit der Besatzung und den
Passagieren geschehen ist. Sind die sieben Personen tot, haben sie sich
vielleicht kurz vor dem Einlaufen der Yacht in den Hafen abgesetzt? Dora hat
sich in Reykjavik den Ruf erarbeitet, zu geringen Kosten zuverlässig zu
arbeiten; deshalb haben sich Aegirs Eltern an sie gewendet. Rückblicke auf die
Ereignisse an Bord wechseln mit Doras Ermittlungen in der isländischen
Hauptstadt, so dass Sigurðardóttirs Leser der Ermittlerin stets im Wissen
voraus sind.
Je mehr man von der Vorgeschichte des geisterhaften Schiffs erfährt, umso
unheimlicher und rätselhafter wird die Angelegenheit. Mit der Überführung der
Yacht hatte Aegir zunächst nur als Bankmitarbeiter zu tun. Die Bank will das
protzige Überbleibsel aus Zeiten vor der isländischen Bankenkrise möglichst
schnell loswerden. Der Besitzer des Bootes ist ein reicher alter Mann,
verheiratet mit einer ehrgeizigen sehr viel jüngeren Frau. Die unglückliche
Vorgeschichte der Yacht befeuert den Aberglauben der Besatzung und wird
vermutlich den Verkaufspreis drücken. Obwohl Aegir, der Banker, nur einen
Sportbootschein hat und im Hochseesegeln unerfahren ist, springt er für ein
Besatzungsmitglied ein, das sich in Lissabon ein Bein gebrochen hat. Mit Frau
und Zwillingstöchtern im Schlepptau wirkt der Mann an Bord völlig
überfordert; er wäre ein williger Spielball dubioser Geschäftemacher.
Mögliche Straftaten, die mithilfe einer hochseetüchtigen Yacht begangen werden
könnten, der geplante Besitzerwechsel und Aegirs Seeuntüchtigkeit verbinden
sich zu einem explosiven, äußerst unheimlichen Gemisch. Dora, die selbst
Mutter ist, reagiert mit großer Sorge um die kleinen Mädchen. Dass die
Mannschaft und eine ganze Familie an Bord ermordet wurde, scheint im Laufe der
Spurensuche an Bord immer wahrscheinlicher. Als in der Nähe von Reykjavik die
Leiche des Steuermanns angetrieben wird, sucht Dora die Hilfe des Mannes, der
vor Antritt der Reise in Lissabon ausgefallen ist, um endlich die Beziehung der
Beteiligten zueinander zu klären.
2.
Das gefrorene Licht
5.
Feuernacht
Fazit
Yrsa Sigurðardóttirs sechster Krimi mit der Anwältin Dora als Ermittlerin
vermittelt eine ähnlich schaurige Atmosphäre wie zuletzt
Geisterfjord (unabhängig von
dieser Reihe erschienen). Dass Doras Klienten zunächst wegen des Sorgerechts
für die kleine Enkeltochter zu ihr kommen, fand ich sehr glaubwürdig und habe
mich in der Folge von der beklemmenden Sorge um Aegir, Lára und ihre
Zwillingstöchter fesseln lassen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. November 2012 2012-11-22 11:56:09