Mit dem Roman "Nirgendwo in der Eifel" verlässt die "Queen of
Eifel-Crime", Carola Clasen, ihr angestammtes Krimigenre. Der vorliegende
Roman ist kein Kriminalroman, dennoch ist deshalb nicht weniger schräg. Die
Autorin schafft in diesem Roman eine fiktive Welt, die durchaus sehr
bodenständig in der Gegend um Hellenthal in der Eifel angesiedelt ist.
Magnus Faber hat den Buchladen seines Vaters in Brühl geerbt und versucht, ihn
fortzuführen. Er versucht es in der strengen Tradition, keinen einzigen Krimi
in dieser Buchhandlung anzubieten. Doch in der heutigen Zeit geht es dem
Buchhandel wirtschaftlich nicht besonders gut. Das bekommt auch Magnus Faber zu
spüren, weshalb er sich finanzielle Lasten aufgebürdet hat. Plötzlich steht
sein Gläubiger im Laden und fordert das Geld zurück, weil die vereinbarten
drei Jahre vorbei seien. Zudem hatte Magnus gerade von einer schweren Krankheit
erfahren. Das wird ihm alles zu viel. In seinem Buchladen schaut er auf ein
altes Gemälde von der Staumauer der Oleftalsperre bei Hellenthal. Kurz
entschlossen begibt er sich auf den Weg dorthin, um allem ein Ende zu setzen.
Einen schöneren Ort kann er sich für das, was er vorhat, nicht vorstellen.
Seine Angestellte Eva Zimmermann hat er schweren Herzen bereits am Tag zuvor
gekündigt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass ihm der Bruder seiner
Angestellten zusammen mit seinem Gläubiger dicht auf den Fersen ist. Der eine,
weil er sein Geld zurückfordern will. Der andere, weil er die Situation ohne
Job für seine Schwester aus der Welt schaffen will.
Angekommen an der "Staumauer der Olef bei Mitteldorf", so der Name des
Bildes, kann er den kleinen Ort mit diesem außergewöhnlichen Namen, der ihn
unvermittelt an "Der Herr der Ringe" erinnert, zunächst nicht
ausmachen. Bis er dann schließlich in einem Tal auf das kleine, beschauliche
Örtchen Mitteldorf trifft.
Mit Spaß und Spannung verfolgt der Leser die Jagd nach Magnus Faber, der selbst
kein Freund von Kriminalromanen ist. Er hasste die Vorstellung, dass zur
Unterhaltung der Leser das Böse sein Unwesen auf die Spitze treiben kann. Ein
Grund dafür, warum das vorliegende Buch kein Krimi sein kann. Trotzdem gibt es
in "Nirgendwo in der Eifel" dennoch, wie oben beschrieben, zwei Jäger
und einen Gejagten. Claudia Clasen baut in diesem Nicht-Krimi meisterlich die
Spannungsstränge auf. Während man einerseits erfahren möchte, ob die beiden
Verfolger ihre Ziele erreichen werden, steht immer wieder die Frage nach dem
Selbstmord des Magnus Faber im Raum. Ohne Humor geht es dabei nicht zu, so, wie
man es von der Autorin gewöhnt ist. Da verwundert es auch nicht, dass oben auf
der Staumauer bereits jemand auf die Selbstmörder wartet, um ihnen alles Hab
und Gut abzunehmen. Schließlich bräuchten sie es ja eh nicht mehr, wenn sie
sich hinunterstürzen würden. Außerdem hat sie mit Mitteldorf eine Welt
geschaffen, die wohl mehr als tausend Engel ersetzen kann. Nur das Geräusch des
Busses, der auf der Staumauer entlang immer in den Ort hinein- und wieder
herausfährt, erinnert mehr an einen röhrenden Hirsch denn an einen Bus.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 21. November 2012 2012-11-21 12:32:11