Krockow hat hier eine interessante einführende Biographie Bismarcks vorgelegt.
Er verschweigt nicht das Widersprüchliche im Leben und politischen Wirken des
"Weißen Revolutionärs" (Lothar Gall). Die Tatsache, dass Bismarcks
Werk nicht nur unvollendet war, sondern auf Feindbildern beruhte (Liberalismus
und Freiheit) und er den Obrigkeitsstaat zementierte, wird gut herausgearbeitet.
Zu kurz kommen mir die Jahre nach der Reichsgründung als Reichskanzler. Die
Biographie ist daher eine interessante Einführung für historisch interessierte
Leser. Sie kommt allerdings keinesfalls an die Standardbiographien von Lothar
Gall, Ernst Engelberg oder Otto Pflanze sowie die plastischen Betrachtungen
Haffners in "
Preußen ohne
Legende" bzw. "
Von
Bismarck zu Hitler" heran. Und hier beginne ich kritisch zu fragen:
Krockow legt immer Biographien von historischen Persönlichkeiten vor (zuletzt
Hitler), über die vieles
geschrieben wurde. Warum? Wo ist das Neue? Eine historische Biographie sollte
entweder die Wechselwirkung zwischen Biographiertem und Gesellschaft
herausarbeiten (was Krockow im Gegensatz zu Gall meiner Meinung nach in dieser
zu kurz angelegten Biographie nicht gut gelingt) oder wenigstens eine neue These
bringen. Sonst begibt sich der Autor in die Gefahr, als "Besserwisser"
gelten zu wollen nach dem Motto: Hierzu möchte ich jetzt auch noch etwas sagen.
Fazit
Jede neue Biographie über Bismarck sollte schon wirklich "Neues"
enthalten, entweder an Quellen (was hier nicht der Fall ist, auch wenn die
Quellen hervorragend recherchiert sind) oder an Thesen. Dies sehe ich leider
nicht und vergebe daher nur 6 Punkte.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 26. Oktober 2003 2003-10-26 00:04:49